Prozess vor dem Amtsgericht: Eltern gestehen Entführung der Tochter

Stand: 24.04.2024, 14:42 Uhr

Das Düsseldorfer Amtsgericht hat ein Elternpaar wegen der gewaltsamen Entführung der eigenen Tochter verurteilt. Ein Elternpaar aus Essen hat in Düsseldorf seine erwachsene Tochter entführt.

Von Martin Höke

Das Düsseldorfer Amtsgericht hat ein Elternpaar wegen der gewaltsamen Entführung der eigenen Tochter verurteilt. Die 47-jährige Mutter erhielt wegen Freiheitsberaubung und Nötigung eine Bewährungsstrafe von neun Monaten. Der 49-jährige Vater bekam acht Monate Haft auf Bewährung. Beide müssen als Auflage jeweils 500 Euro an soziale Einrichtungen zahlen.

Laut Anklage hatten die 47-jährige Mutter und ihr 49-jähriger Ehemann Anfang Mai 2022 die erwachsene Tochter vor einem Düsseldorfer Hotel zu einer Aussprache gebeten. Sie sollen die 24-Jährige unter einem Vorwand ins Auto gelockt, dort gewaltsam festgehalten und dann brutal entführt haben.

Passanten eilen zur Hilfe

Als damals immer mehr Passanten auf die Hilferufe der Tochter aufmerksam wurden, und versuchten, die Autotüren zu öffnen, soll die Mutter Gas gegeben und rücksichtslos davon gerast sein. Den Ermittlungen zufolge war sie teilweise mit Tempo 100 im Düsseldorfer Hafen unterwegs gewesen.

"Wir wollten unsere Tochter damals wegen ihres gewalttätigen und vorbestraften Freundes nur nach Hause holen", erzählte die Mutter unter Tränen. Die 24-Jährige bestätigte das. "Mein Ex-Freund hat mich damals gefangen gehalten, geschlagen und vergewaltigt!", erzählte die heute 26-jährige Frau.

Verfolger gerammt

Ein Augenzeuge der Entführung war dem Wagen der Eltern gefolgt und hatte versucht, die Tochter zu befreien. Daraufhin soll die Mutter den Rückwärtsgang eingelegt, das Auto des Verfolgers gerammt und weitergefahren sein. "Ich kann mich an nichts mehr erinnern! Mein Mann hat geschrien: Fahr, fahr!", erzählt die Angeklagte. Jetzt wird den Eltern Freiheitsberaubung, gefährliche Körperverletzung und der Mutter auch Unfallflucht vorgeworfen.

Laut Gericht haben sie erklärt, dass sie sich damals Sorgen um die labile und leicht beeinflussbare Tochter gemacht hätten. Für den Prozess waren zehn Zeugen geladen. Darunter neben Polizisten auch Augenzeugen und der gerammte Verfolger. An seinem Auto war ein Sachschaden von 2.500 Euro entstanden.

Die Unfallflucht wurde als Tatvorwurf aber fallen gelassen, weil unklar blieb, ob die Angeklagte den Unfall in der emotional aufgeladenen Situation überhaupt bemerkt hatte. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die Verteidiger hatten geringere Strafen gefordert und haben bereits Berufung angekündigt.

Unsere Quellen: