Pleite der Herstatt-Bank vor 50 Jahren

Lokalzeit aus Köln 26.06.2024 09:55 Min. Verfügbar bis 26.06.2026 WDR Von Maja Peters

Pleite der Kölner Herstatt-Bank vor 50 Jahren

Stand: 26.06.2024, 06:00 Uhr

Die Nachricht vom Konkurs der Kölner Herstatt-Bank schlug am 26. Juni 1974 ein wie eine Bombe. Tausende Sparer und Unternehmer fürchteten um ihr Geld - auch die Stadt Köln hatte etwa 200 Millionen Mark bei Herstatt angelegt.

Heute vor 50 Jahren gab es einen Ansturm auf die Zentrale der Herstatt-Bank in der Kölner Innenstadt. Die Stimmung ist aufgeheizt, viele Menschen sind verzweifelt. Die Kunden sorgen sich um ihr Erspartes.

Herstatt: Ein angesehenes Mitglied der Kölner Gesellschaft

Dabei schien wenige Monate zuvor noch alles in bester Ordnung. Rosenmontag jubelt Iwan David Herstatt den Jecken zu - Nachfahre einer Kölner Bankerdynastie und angesehenes Mitglied der Kölner Gesellschaft. Er hatte das Bankhaus 19 Jahren zuvor gegründet. Nun sollen hunderte Millionen Deutsche Mark fehlen und Iwan David Herstatt steht im Zentrum eines Skandals.

Iwan D. Herstatt im Portrait

Iwan David Herstatt

Was war passiert? Die Herstatt-Bank hatte innerhalb weniger Jahre einen sagenhaften Aufstieg erlebt. Auch Dank der Devisenabteilung rund um den jungen Banker Dany Dattel und seines Teams - intern gerne Goldjungs genannt. Aus ihrer Schaltzentrale setzen sie hohe Summen auf den steigenden Dollar.

Bank verschleiert ihre Verluste

Eine Weile gelingt es den Bankern, ihre Verluste zu verschleiern, dann bricht das System endgültig zusammen. Es fehlen 1,2 Milliarden Deutsche Mark. Tausende Gläubiger bangen beim großen Insolvenzverfahren in einer Kölner Sporthalle um ihr Geld. Hauptaktionär der Herstatt-Bank ist Hans Gerling, ein alter Schulfreund von Herstatt. Unter großem öffentlichen Druck bringt er 200 Millionen Mark in die Vergleichsmasse ein.

Pleite der Kölner Herstatt-Bank vor 50 Jahren

09:27 Min. Verfügbar bis 26.06.2026


Herstatt vor dem Kölner Landgericht

1984 steht Herstatt vor dem Kölner Landgericht. Der Vorwurf: Betrug und Untreue. Er selbst beteuert, er habe von den betrügerischen Spekulationen seiner Devisenabteilung nichts geahnt.

Das erste Urteil: viereinhalb Jahre Haft. Nach einer Revision sind es nur noch zwei Jahre auf Bewährung. Iwan David Herstatt ist zu diesem Zeitpunkt schon sehr krank. Der ehemalige Bankchef zieht sich nach der Pleite weitestgehend zurück und wird von seiner Familie unterstützt.

1995 stirbt Iwan David Herstatt im Alter von 81 Jahren in Köln. Bis heute gilt der Zusammenbruch seines Bankhauses als einer der spektakulärsten in der Nachkriegszeit.

Quellen:

  • Johann David Herstatt
  • WDR-Recherchen

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