Einige Pendler sitzen zusammen im Auto und bilden eine Mitfahrgelegenheit

Fahrgemeinschaften Alternative zu Bus und Bahn

Stand: 15.12.2023, 12:26 Uhr

Verkehrsforscher der RWTH Aachen haben das Pendlerverhalten von Mitarbeitern des Jülicher Forschungszentrums untersucht. Die Frage war: Können Mitfahr-Apps den Nahverkehr sinnvoll ergänzen?

Von Helga Hermanns

18 Monate nutzten mehr als 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jülicher Forschungszentrums die Mitfahr-App goFlux eines Kölner Unternehmens. Täglich konnten sich die Kollegen zu Fahrgemeinschaften verabreden. Sie konnten einfach Start- und Zielpunkt eingeben, um passende Mitfahrer zu finden.

Dennis Pütz, Mitgründer von goFlux-Mobility, nannte drei wesentliche Voraussetzungen für den Erfolg der Fahrgemeinschaften: Eine App, die ohne großen Aufwand funktioniert, die Unterstützung durch den Arbeitgeber und der Anreiz, als Fahrer ein paar Euro zu bekommen.

Finanzieller Anreiz

Das Projekt der RWTH Aachen wurde vom Bundesverkehrsministerium gefördert. Mit dem Geld war es dem Forschungszentrum Jülich möglich, den Teilnehmern des Mitfahr-Projekts 90 Prozent der Fahrkosten zu erstatten.

In Zukunft müssen die Nutzer den Fahrer selbst bezahlen, sagt das Forschungszentrum. Es will das Angebot als Teil des Nachhaltigkeitskonzeptes auf jeden Fall weiterführen und mehr Mitarbeiter gewinnen, die sonst einzeln mit dem eigenen Auto zur Arbeit kommen würden.

Mehr Nutzer bei Zugausfällen

Die Fahrgemeinschaften wurden zum größten Teil von Mitarbeitern genutzt, die in Aachen und Köln wohnen. Von dort ist das Jülicher Forschungszentrum mit Bus und Bahn nicht immer auf direktem Weg zu erreichen, sondern nur mit mehreren Umstiegen.

Bei Streiks oder technischen Zugausfällen sei die Zahl der Nutzer deutlich gestiegen, berichtet Professor Tobias Kuhnimhof, Leiter des RWTH-Instituts für Stadtbauwesen und Stadtverkehr.

Die RWTH hat bereits Anträge für Anschlussprojekte gestellt. Denn das Angebot sei auch denkbar für andere große Unternehmen wie Kliniken oder Verwaltungen, sagt Kuhnimhof. Eine andere Möglichkeit seien Industrie- und Gewerbegebiete, wo Mitarbeiter benachbarter Unternehmen gemeinsam fahren könnten.

Ergänzung für ÖPNV

In Zukunft müssten mehr Anreize für Mitfahr-Angebote geschaffen werden, beispielsweise mit eigenen Fahrspuren oder Parkplätzen für Fahrgemeinschaften. Die RWTH-Studie kommt zum Schluss, dass Mitfahrangebote den ÖPNV nicht ersetzen können, aber eine schnelle und attraktive Ergänzung sind.

Regio-Beitrag, Pendler, Forschung, RWTH, Aachen

00:28 Min. Verfügbar bis 15.12.2025


Unsere Quellen:

  • Teilnahme an der Abschlussveranstaltung zu dem Projekt
  • Forschungszentrum Jülich
  • RWTH Aachen
  • goFlux Mobility GmbH

Über dieses Thema berichtet der WDR am 15.12.2023 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Aachen.