Weniger Chemikalien sollen wegen dem Niedrigwasser in den Rhein.

Rhein-Niedrigwasser: BUND fordert, weniger Chemikalien einzuleiten

Stand: 19.08.2022, 16:42 Uhr

Wegen des Niedrigwassers fordert die Umweltorganisation BUND, dass Industrieunternehmen und Klärwerke deutlich weniger Schadstoffen in den Rhein einleiten dürfen.

Von Oliver Köhler

Im Rhein fließt zurzeit nur noch ein Fünftel der normalen Wassermenge, sagt der BUND. Nach Ansicht der Umweltorganisation besteht Gefahr für Tiere und Pflanzen, wenn Klärwerke oder Industrieunternehmen die gleichen Mengen Chemikalien in den Rhein pumpen.

Wegen des niedrigen Wasserstandes im Fluss werden Chemikalien nicht mehr so stark verdünnt, sagt der BUND. Industriebetriebe und Klärwerke dürfen bisher trotz des Niedrigwassers so viel Abwasser in den Rhein leiten wie immer.

Der Wasserexperte des BUND in Nordrhein-Westfalen sagte dem WDR: "Das wird richtig gefährlich für den Fluss, in den eigeleitet wird, weil die Konzentrationen dann in Bereiche geraten, wo die Gewässerlebewelt nachhaltig geschädigt wird."

Klärwerk des Leverkusener Chemparks leitet viel Salz in den Rhein

Kläranlage Bürrig

Das Klärerk Leverkusen-Bürrig leitet besonders viel Chemie in den Rhein.

Besonders viele Chemikalien leitet das Klärwerk Leverkusen Bürrig in den Rhein. Es ist eines der größten am Fluss. Hier wird unter anderem das Abwasser aus dem Chempark Leverkusen behandelt und dann in den Rhein gepumpt. Darunter enorme Mengen Salz, sagt BUND-Wasserexperte Kröfges: "Die Kläranlage Bürrig leitet pro Tag an die 600 Tonnen Salz in den Rhein. Das ist eine Menge, die hoch belastend ist und insbesondere bei einer Niedrigwasserphase zu Problemen des Flusses erheblich beitragen kann. Mit Blick auf die Erfahrungen, die an der Oder gemacht werden, muss da ganz genau hingeguckt und etwas geändert werden."

In der Oder soll unter anderem ein hoher Salzgehalt dafür gesorgt haben, dass sich Algen explosionsartig vermehrt haben. Die Algen produzieren Gift. Für Fische ist das tödlich.

Bezirksregierung Köln sieht keinen Grund zum Handeln

Zuständig für die Genehmigung der Schadstoffwerte im Abwasser ist die Kölner Bezirksregierung. Laut Bezirksregierung besteht zwar die Möglichkeit, Erlaubnisse zu verändern, wenn das wasserwirtschaftlich notwendig sei. Schriftlich erklärt die Bezirksregierung dazu: "Ein derartiger Sachverhalt liegt aber am Rhein trotz des offensichtlichen Niedrigwassers nicht vor."

In den Tanks des Klärwerks lagern noch immer Reste des Löschwassers, das nach der Explosion an der Sondermüllverbrennungsanlage im vergangenen Jahr aufgefangen wurde. Das darf der Chemieparkbetreiber Currenta vorerst nicht in den Rhein leiten.

Ein anderes Problem für Fische im Rhein: Die steigende Wassertemperatur. Dazu trage auch die Industrie bei, sagt Wasserexperte Kröfges vom BUND. Viele Unternehmen leiten warmes Wasser aus ihren Kühltürmen in den Rhein. "Die Einleitung von Kühlwasser in einer solchen Trockenphase ist eines der größten Probleme. Das muss dringend überdacht und geändert werden."

Currenta will riesige Mengen Wasser aus Rhein pumpen

Der Betreiber des Leverkusener Chemparks, das Unternehmen Currenta, habe aber gerade erst beantragt auch in Zukunft riesige Mengen Wasser aus dem Rhein abpumpen und als Kühlwasser nutzen zu dürfen. Der Chemieparkbetreiber Currenta erklärt auf Nachfrage des WDR schriftlich zu der beantragten Wasserentnahme aus dem Rhein, Zitat : "Currenta setzt sich dafür ein, dass in den nächsten Jahren an den Chempark-Standorten die Effektivität und Effizienz deutlich gesteigert werden kann und damit auch die Wassernutzung weiter signifikant sinkt."

So lange die Kölner Bezirksregierung keine Notsituation im Rhein sieht, dürfen Unternehmen aber weiter Wasser aus dem Rhein abpumpen und Klärwerke weiter Schadstoffe einleiten wie bei ganz normalen Wasserständen.

Weitere Themen