Sie stehen mit ihren Spielern in einer Umkleide. Sie bestimmen, wer spielt und wer nicht. Und sie sind Vertrauensperson bei Problemen aller Art. Fußballtrainer, gerade im Kinder- und Jugendbereich, tragen eine große Verantwortung. Doch in den vergangenen Jahren hat es Fälle gegeben, bei denen Trainer diese Verantwortung missbraucht haben - und Kindern sexualisierte Gewalt angetan haben.
Um solche Fälle in Zukunft bestmöglich zu verhindern, haben der Fußballverband Mittelrhein und die Polizei Bonn ein Pilotprojekt gestartet, bei dem Vereine in Zukunft abfragen können, ob es bei der Polizei Bedenken gegen einen neuen Trainer gibt.
Gewalt, Drogenhandel, Missbrauch
„Dabei ist wichtig, was relevant für den Kinder- und Jugendschutz ist“, erklärt der Bonner Polizeipräsident Frank Hoever. Im Fokus der Polizei stünden dabei Vergehen in den Bereichen physische und sexuelle Gewalt, Drogenhandel oder extremistische Vorfälle.
Die Anfragen werden über den Verband an die Polizei weitergeleitet, die dann die entsprechenden Daten abruft „Wir teilen am Ende keine Details mit, sondern lediglich ob wir Bedenken haben, oder eben keine Bedenken haben“, erklärt Polizeipräsident Hoever. Datenschutz stehe an oberster Stelle, die abgefragten Personen dürften nicht Gefahr laufen, stigmatisiert zu werden.
Schon jetzt müssen Trainer in Nordrhein-Westfalen ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. „Aber einige Delikte in Sachen Hass, Hetze und Gewalt tauchen in diesem Zeugnis nicht auf“, erklärt Christis Katzidis, Präsident des Fußballverbands Mittelrhein: „Denn viele Fälle führen nicht zu einer Verurteilung.“ Er erinnert an des Missbrauchsfall von Lügde, bei der der Täter vor dem Auffliegen des Skandals nie verurteilt wurde, seine Neigungen allerdings kein Geheimnis waren.
Auch in der Region um Bonn hat es in der Vergangenheit Verfahren gegen ehemalige Trainer gegeben, die ihre Position Kindern gegenüber ausgenutzt haben sollen. „Nur wer hinschaut, kann auch etwas entdecken“, erklärt Katidis: „Dieses Bündnis ist ein neuer Weg, um Kinder und Jugendliche in unseren Vereinen besser zu schützen.“
"Das Gefühl von Sicherheit ist wichtiger"
Die Abfrage erfolgt freiwillig, ein Trainer kann ihr auch widersprechen. Der Verein SC Fortuna Bonn ist gleich zu Beginn des Pilotprojektes dabei. Bedenken, dass er durch die Überprüfung womöglich Ehrenamtliche verliert, hat Jugendwart Jonas Pelge nicht: „Das Gefühl von Sicherheit ist für uns wichtiger“ sagt er. Lieber nehme er es in Kauf, einen möglichen Trainer zu verlieren: „Es geht hier um Jugendschutz!“
Das Bündnis ist ein Pilotprojekt, dass es so laut Aussage der Beteiligten in Deutschland noch nicht gibt. Ab Januar können sich interessierte Fußballvereine aus Bonn und dem südlichen Rhein-Sieg-Kreis melden. In zwei Jahren soll Bilanz gezogen werden.