Ein Bild aus besseren Tagen: Karnevalssitzung in Köln.

Kölner Karneval in Not

Stand: 09.08.2022, 16:23 Uhr

Zwei Jahre Corona haben auch den Kölner Karneval schwer gebeutelt. Während der Pandemie war kaum etwas möglich an Veranstaltungen und Sitzungen.

Von Jochen Hilgers

Die Hoffnungen ruhen jetzt auf der kommenden Session. Und die ist mit dem 200-jährigen Jubiläum des Kölner Karnevals auch noch eine Besondere. Der Ukraine-Krieg und die damit einhergehende Energiekrise schlagen zusätzlich ins Kontor. Die Folge: Wegen der unsicheren Lage stockt zum Beispiel der Vorverkauf für die zahllosen Sitzungen der Session.

Armin Hoffmann, Sprecher der "Blauen Funken", erklärt es ganz einfach. In Vor-Coronazeiten hat die Hälfte der Jecken schon am Tag nach einer schönen Sitzung für das kommende Jahr gebucht. Damit sei schon ein massiver Grundstock gelegt worden, sagt Hoffmann. Da es jetzt aber zwei Jahre keine Session gab, würden diese 50 Prozent an Buchungen wegfallen. Also müsse man deutlich mehr Werbung machen und Interessierte nicht einmal, sondern mehrmals anrufen, um sie zum Ticketkauf zu bewegen. 

Wie wirken sich Pandemie und Kostenexplosion auf den Karneval aus?

Sorgenfalten haben die Geschäftsführer der größten Kölner Künstleragentur, der GO GmbH. Der bekannte Redner und Moderator Guido Cantz ist einer der Gesellschafter. Er ist seit Jahrzehnten fester Bestandteil bei Sitzungen.

In die Jubiläumssession geht Cantz mit einer gehörigen Portion Bauchschmerzen. Da sei immer noch die Corona-Pandemie eine große Unsicherheit. Und wenn dann bald die neuen Gas-und Stromrechnungen kämen, dann würden sich viele vielleicht überlegen, ob sie statt zu drei nur noch zu einer Sitzung gehen würden, sagt der Karnevalsstar.

Schleppender Vorverkauf bei Kölner Karnevalsgesellschaften

Der Kartenverkauf läuft bei allen Karnevalsgesellschaften schleppender als in Vor-Corona-Zeiten. Für manche Sitzung sind erst 30 Prozent der Tickets weg. In früheren Jahren wären es zu dieser Zeit etwa 80 Prozent. Und dabei, so sagen führende Karnevalisten, wäre gerade in der jetzigen unsicheren Zeit ein Katalysator für die anstehenden Probleme doch so wichtig.

Heinz-Günther Hunold, Präsident der "Roten Funken", macht deshalb Werbung dafür, Veranstaltungen zu besuchen. Seine Funken feiern ebenfalls das 200-jährige Jubiläum. Hunold und seine Mitstreiter organisieren zahllose Veranstaltungen.

Firmen buchen noch nicht

Die Altstädter vermissen wie die anderen Gesellschaften für die bevorstehende Session die Buchungen der Firmen, die immer große Kontingente abgenommen haben.

Der Literat Martin Zylka sagt, die Besucher hätten während der Sitzungen auch immer fleißig für die jeweiligen Vereine gespendet. Auch das sorge für massive Einbußen.

Mieten und Gagen werden immer fällig

Die Karnevalisten haben ein großes Problem. Sitzungen sind nur kostendeckend, wenn der Saal annähernd voll ist. Saalmieten und Künstlergagen fallen auch an, wenn Sitzungen abgesagt werden. Das gefährdet den Sitzungskarneval insgesamt.

In den kommenden Wochen entscheidet sich, wohin der Weg der Jubiläumssession führt. Für Guido Cantz ist der Sitzungskarneval ein wichtiger Bestandteil der Session, für den es sich lohne, zu kämpfen, sagt der Bühnenstar.

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