Andreas Jedamzik, stellvertretender Landesvorsitzender Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft

Brandbrief: Lebensgefahr durch schlechte Ausrüstung bei Feuerwehr

Stand: 11.07.2022, 16:20 Uhr

Die Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft warnt: Personalmangel, Überbelastung und veraltete Gerätschaften könnten für die Rettungskräfte und für die Bevölkerung zur Gefahr werden.

In einem offenen Brandbrief kritisiert die Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft mit Sitz in Solingen die Arbeitsbedingungen bei den Rettungskräften. Löschfahrzeuge und Gerätschaften seien teilweise veraltet, außerdem gebe es massive Personal- und Nachwuchsprobleme. Die Wachen seien oft unterbesetzt, die Zustände im Ernstfall lebensgefährlich. Die Gewerkschaft fordert höhere Gehälter und regelmäßige Kontrollen der Ausrüstung - so, wie es eigentlich vorgeschrieben ist.

Andreas Jedamzik ist der stellvertretende Landesvorsitzende NRW der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft.

Herr Jedamzik, was sind die größten Kritikpunkte der Gewerkschaft – was läuft bei der Feuerwehr schlecht.

"Es fehlt an Personal an allen Ecken und Enden. Seit Jahren weisen wir darauf hin, dass ganz viele Strukturen angepasst werden müssen, weil wir einen extremen Bewerber-Mangel haben – sowohl im Rettungsdienst, als auch bei der Feuerwehr. Hinzu kommt, dass das ganze Gesundheitssystem lahmt und anders umgesetzt werden muss, weil viele Sachen, die eigentlich gar nicht für den Rettungsdienst sind, bei uns landen."

Warum fehlt es denn an Nachwuchs? "Feuerwehrmann" und "Feuerwehrfrau" wollten früher mal ganz viele werden.

"In vielen anderen Bereichen kann man leichter viel mehr Geld verdienen, als bei uns. Seit Jahren ist im ganzen Öffentlichen Dienst vieles nicht angefasst worden. Die Besoldungs-Strukturen haben sich nicht weiter entwickelt. 2020 hat sogar das Bundesverfassungsgericht ein Urteil gesprochen, dass unsere Besoldung nicht ausreichend hoch ist. Das ist bis heute nicht umgesetzt."

Was fordern Sie als Gewerkschaft, was die Geräte und Arbeitsbedingungen anbelangt?

"Jetzt in den letzten Jahren wurde gerade im Katastrophenschutz erkannt, dass in den letzten 25 Jahren nichts getan wurde. Wir haben Wachen, wo Schimmel an den Wänden ist. Die Kassen in den Kommunen sind leer, die kommen dann nur Stück für Stück hinterher. Das ist kein Vorwurf an die Kommunen oder die einzelnen Feuerwehrwachen. Wir fordern gerade die Landesregierung auf, andere Rahmenbedingungen für die Kommunen und für die Feuerwehren zu schaffen. Damit da auch anders gehandelt werden kann."

Wie gefährlich sind diese Mängel im Ernstfall?

"Das ist sehr gefährlich. Wir haben veraltete Gerätschaften und zu wenig Personal – das passt nicht zu gestiegenen Einsatzzahlen. Heute habe ich noch eine Rückmeldung aus einer großen NRW-Kommune bekommen, dass da drei Löschfahrzeuge komplett außer Dienst sind. Das heißt, bei einem Feuer fahren drei Löschfahrzeuge weniger zum Einsatz. Da sollte jedem Laien klar sein, dass ich da nicht so schnell helfen kann, wie ich vielleicht helfen sollte. Das ist leider der Regelfall. Und mit Blick auf den Herbst und die Hitzewelle, die jetzt vorhergesagt ist, sehen wir echt Zustände, die gefährlich sowohl für unsere Kolleginnen und Kollegen, als auch für die Bevölkerung werden."

Das Interview führte Klaudia Deus.

Über dieses Thema berichet der WDR in der Lokalzeit Bergisches Land am 11.07.2022 um 19:30 Uhr im WDR Fernsehn.

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