Helfer haben Flutopfer in Erftstadt den Lebensmut zurückgegeben

Stand: 11.07.2022, 21:27 Uhr

Das Schicksal eines Rentners aus Erftstadt-Bliesheim hatte viele Menschen bewegt. Ein Jahr nach der Flut hat Wolfgang Bieberstein wieder festen Boden unter den Füßen – dank vieler Freiwilliger.

Von Oliver Köhler

Wenn Wolfgang Bieberstein heute in sein kleines Haus in Erftstadt-Bliesheim kommt, riecht es nicht mehr modrig. Die Wände sind trocken und der 82-Jährige hat sogar wieder eine fast komplette Küche. Alles gespendet und installiert von freiwilligen Helfern. Wolfgang Bieberstein kann es immer noch nicht fassen, wie viele Menschen ihm geholfen haben.

„Wahrscheinlich hatte nicht jeder dieses unglaubliche Glück, so beschenkt zu werden.“ Wolfgang Bieberstein

Plötzlich stand Wolfgang Bieberstein vor dem Nichts

Auch das Wohnzimmer ist wieder ein Ort, an dem er sich wohlfühlt. Nach der Flut vor einem Jahr hatte Wolfgang Bieberstein die Hoffnung aufgegeben, dass er hier je wieder wohnen könnte. "Ich war am Limit gewesen, ehrlich", sagt Wolfgang Bieberstein. "Das kam, weil ein Nackenschlag nach dem anderen kam und dann denkt man schon, mein Gott, was sollst du überhaupt noch hier."

In der Nacht zum 15. Juli vergangenen Jahres war das Wasser rasend schnell gekommen. Ein Rauschen hatte Wolfgang Bieberstein aus dem Schlaf gerissen. Da war schon nichts mehr zu retten. Etwa 1,50 Meter stand das Wasser im Erdgeschoss.

Die gesamte Habe beim Hochwasser verloren

Wolfgang Bieberstein ein Jahr nach der Flut.

Wolfgang Bieberstein geht es wieder besser.

Er musste alle Möbel wegwerfen, Heizung, Elektrik, alles kaputt. Die meisten seiner Dokumente und Unterlagen waren nicht mehr brauchbar. Verzweiflung pur - Wolfgang Bieberstein stand mit seiner kleinen Rente vor dem Nichts. "Jetzt erwischt dich das schon das zweite Mal. Das erste Mal im Krieg, alles verloren, und jetzt wieder."

Vier Monate später, im November 2021: Wolfgang Bieberstein hat noch immer keine Heizung. Er hat die Stadt Erftstadt gebeten, ihm mit Geld zu helfen, das für Hochwasseropfer gespendet wurde. Doch die Stadt verlangt von ihm Unterlagen. Die Dokumente wurden aber im Hochwasser zerstört. Er kann sie nicht vorlegen. Also keine Heizung - niederschmetternd für Wolfgang Bieberstein:

"So sollte man mit älteren Menschen nicht umgehen, auch nicht mit anderen", sagte er damals. "Das ist jetzt vier Monate her und ich sitze immer noch praktisch im Nichts."

WDR-Bericht löst Welle von Hilfsbereitschaft aus

Bieberstein dankt den Helfern

Der Bericht über Wolfgang Bieberstein in der Lokalzeit löste eine große Welle von Hilfsbereitschaft aus. Freiwillige kamen, legten Wände trocken, verlegten Rohre und Kabel. Die Stadt Erftstadt überwies plötzlich Spendengeld für die Heizung. Endlich wieder Hoffnung und ein strahlender Wolfgang Bieberstein: "Ich bin überwältigt, aus allen Himmelsrichtungen kommt Hilfe."

Heute ist das meiste geschafft. Ein großer Schreck war der Starkregen vor einigen Wochen. Das Wasser stand plötzlich fünf Zentimeter im Keller. Zum Glück ging es schnell wieder zurück.

Die neue Heizung hat nichts abbekommen. Wolfgang Bieberstein will sich jetzt aber nicht mehr den Mut rauben lassen. "Ich habe das Hochwasser überlebt und es geht auch weiter. Das ist sehr schön so." Ohne die vielen Helfer wäre das nicht möglich gewesen.