Glessen: Ein Dorf setzt auf Sonnenenergie

Stand: 20.09.2022, 14:42 Uhr

Durch die Energiekrise und die steigenden Strompreise machen sich viele Menschen über eine eigene Solaranlage Gedanken. Eine Initiative in Glessen versucht, möglichst vielen Glessenern zur eigenen Solaranlage zu verhelfen.

Von Patrick Stijfhals

Für Familie Shepherd ist es endlich so weit: Der Stapel Solarplatten liegt auf dem Gerüst am Haus bereit, die Dachdecker legen sie gerade nacheinander auf die Montageschienen und verschrauben sie.  

Lange Wartezeit

"Es hat relativ lange gedauert, bis die Module geliefert werden konnten", sagt Hausbesitzer Sydney Shepherd. "Aber gut, jetzt sind wir zufrieden, dass es losgeht und dass wir dann spätestens im nächsten Jahr unsere Erträge erwarten können."

Sechs Monate hat die Familie auf den Moment gewartet, denn der Lockdown und Chipmangel verzögerten die Lieferung der Solarplatten - und dann musste noch ein Termin im vollen Kalender der Dachdecker gefunden werden.

Initiative "Glessen autark" hilft

Peter Pütz steht oben auf dem Dach und kramt in einer Kiste mit Schrauben. Er hat bei der Planung der Anlage geholfen und engagiert sich in der Initiative "Glessen autark" – die möglichst vielen Glessenern helfen will, eine Solaranlage auf ihrem Dach zu installieren. "Manchmal fehlen aber schon ein paar Teile", sagt Peter Pütz, "und wir haben dann noch ein kleines Lager mit Material, wo wir dann entsprechend aushelfen können." Die Initiative berät ehrenamtlich Glessener, ob sich die Anlage auf dem Dach oder sogar eine Batterie im Keller lohnt.

Fünf Glessener helfen ehrenamtlich

Zur Initiative "Glessen autark" haben sich fünf Glessener zusammengetan. Vier von ihnen stehen heute mit Familie Shepherd vor dem Haus. Anfangs sind viele Fragen zu klären: "Da ist einmal die Frage, ob das Dach das aushält. Es gibt Häuser, die haben schon 30 oder 40 Jahre Lebensalter", sagt Rolf Brunkhorst von "Glessen autark". "Dann muss geprüft werden, ob die Dachpfannen in Ordnung sind und das machen können oder ob man vielleicht vorher sanieren muss, weil ja die Anlage selbst circa 20 Jahre oder mehr laufen soll."

Energiepreis-Krise motiviert Glessener

Eine Anlage auf einem Dach eines Einfamilienhauses kostet schließlich gerne einmal über 16.000 Euro netto und muss sich vor ihrem Lebensende bezahlt gemacht haben.

"Wir waren erst ein wenig erschrocken ob der prognostizierten Amortisationszeit. Aber durch die Strompreisentwicklung derzeit am Markt haben wir festgestellt, dass es sich doch lohnen wird." Hausbesitzer Sydney Sheperd

Die Energiepreis-Krise hat schließlich noch mehr Glessener überzeugt, auch die Initiative hat in den letzten Monaten immer mehr zu tun.

Initiative will Solarstrom auf 100 Häuserdächer bringen

Die Initiative "Glessen autark" ist jetzt zwei Jahre alt. Das Ziel der Gründer: Sie wollen Solarpaneele auf 100 Häuserdächer in Glessen bringen – und es sieht so aus, als könnten sie das Ziel auch erreichen. Genug Anträge von Interessenten liegen schon auf dem Tisch - sie müssen sie nur noch umsetzen.

Rolf Brunkhorst schaut herüber zur großen Anlage auf dem Nachbardach: "Wenn das Material so kommt, wie wir uns das vorstellen, dann stelle ich mir vor, dass wir am Jahresende vielleicht bei 80, vielleicht 75 Dächern sind." Und während der Arbeiten soll ihn schon der nächste interessierte Nachbar angesprochen haben. Er hat versprochen, sich auch bald beraten zu lassen.