Gestohlene Skulpturen kehren zurück

Lokalzeit aus Köln 19.03.2024 16:29 Min. Verfügbar bis 19.03.2026 WDR Von Stephan Pesch

Kunstkrimi in Bergheim: Gestohlene Altarfiguren kehren zurück

Stand: 19.03.2024, 16:05 Uhr

Große Freude in der katholischen Gemeinde von Bergheim-Paffendorf: Nach mehr als 50 Jahren kehren zwei Altarfiguren wieder zurück. Sie waren vor Jahrzehnten aus der Sankt-Pankratius-Kirche gestohlen worden.

Es ist wohl das bedeutendste Kunstwerk in der Pfarrkirche Sankt-Pankratius in Paffendorf: Der handgeschnitzte Altar. "Antwerpener Schule um 1520, ein so genannter Flämischer Schnitzretabel", sagt Karl-Heinz Hamacher, Mitglied des Paffendorfer Kirchenvorstands.

Paffendorf ist ein eher ländlich geprägter Stadtteil von Bergheim im Rhein-Erft-Kreis. Hamacher kennt die Geschichte der Pfarrkirche und ihrer Kunstschätze so gut wie kein anderer. Der Altar mit seinen Figuren erzählt in mehreren Szenen den Leidensweg Jesu. Drei Meter hoch ist das Kunstwerk aus dem Spätmittelalter. Doch seit mehr als fünf Jahrzehnten ist es nicht mehr vollständig: Vier Figuren wurden gestohlen.

Diebstahl passierte im Juni 1971

Maria Magdalena und ein Verkündigungsengel aus der Grablegungsszene fehlen, sowie der Heilige Nikodemus und ein Kriegsknecht aus der Szene der Dornenkrönung. "Der Diebstahl passierte am 18.6.1971", sagt Karl-Josef Peiffer, ebenfalls Mitglied des Paffendorfer Kirchenvorstands. Peiffer blättert in der Kirchenchronik. Die Frau des Organisten hätte den Diebstahl als erste entdeckt. Damals seien alle geschockt gewesen.

Jahre nach dem Raub hatte die Paffendorfer Gemeinde die Figur des Kriegsknechts auf einem Trödelmarkt aufgespürt. Die anderen Originale blieben vorerst verschollen.

Kommissar Zufall

Markus Eisenbeis mit dem Kirchenvorstand von Sankt Pankratius Karl-Hein Hamacher und Wilfried Berger

Markus Eisenbeis vom Aktionshaus Van Ham (links) steht gemeinsam mit dem Kirchenvorstand von Sankt-Pankratius, Wilfried Berger (Mitte) und Karl-Heinz Hamacher (rechts), im Auktionshaus vor den beiden Figuren

Im Kölner Auktionshaus Van Ham stehen zwei Altarfiguren aus Holz auf einem Tisch. Die über 500 Jahre alten Figuren werden angestrahlt. Sie sehen etwas mitgenommen aus: Die Farbe blättert ein wenig ab. Aber sonst seien sie noch in Ordnung, sagt Markus Eisenbeis, Geschäftsführer von Van Ham. Es sind der Heilige Nikodemus und Maria Magdalena, und sie stammen aus dem Altar des Pfarrgemeinde Paffendorf.

Im Auftrag einer Erbengemeinschaft sollten die beiden Figuren versteigert werden. Doch kaum war der Katalog mit Nikodemus und Maria Magdalena online, meldete sich ein Händler aus den Niederlanden bei Van Ham. Er gab den entscheidenden Hinweis. Zusammen mit dem Amt für Rheinische Denkmalpflege konnten die beiden gestohlenen Altarfiguren identifiziert werden. Ihre Versteigerung wurde abgesagt.

Schenkung an die Paffendorfer Kirche

Nun werden die beiden Figuren nach Paffendorf zurückkehren. Van Ham Geschäftsführer Markus Eisenbeis kaufte die beiden Figuren der Erbengemeinschaft ab und schenkt sie nun der Paffendorfer Gemeinde. Der Preis: Van Ham spricht von einem überschaubaren Betrag, den er aber nicht benennen will. Alle seien damit einverstanden gewesen, heißt es aus dem Kölner Auktionshaus.

Nun fehlt nur noch eine der vor über 50 Jahren gestohlenen Altarfiguren: Der Verkündigungsengel aus der Grablegungsszene. Vielleicht findet ja auch er demnächst den Weg zurück in die Kirche Sankt-Pankratius in Paffendorf.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 19.03.2024 auch im Fernsehen in der Lokalzeit aus Köln und im Radio auf WDR2.