Millionen-Betrug mit Fluthilfe: "Das ist schon eine Sauerei" Lokalzeit aus Bonn 12.12.2024 02:40 Min. Verfügbar bis 12.12.2026 WDR

Millionen-Betrug mit Fluthilfe: "Das ist schon eine Sauerei"

Stand: 12.12.2024, 17:30 Uhr

4,6 Millionen Euro sollen sich Betrüger mit falschen Fluthilfe-Anträgen erschlichen haben. Nicht nur Betroffene sind wütend.

Von Christian von Stülpnagel

"Auch jetzt, drei Jahre später ist die Rückerinnerung an die Flut für uns eigentlich jeden Tag eine Katastrophe", sagt Hans Mießeler von der Fluthilfe in Gemünd. Noch immer seien viele Schäden nicht behoben, noch immer warteten Betroffene auf Geld aus Fördertöpfen.

Umso betroffener macht ihn der Millionenbetrug, der offenbar mit der Fluthilfe begangen wurde.

"Natürlich hat uns das wütend gemacht. Vor allem wenn man weiß, wie viele Menschen im Hintergrund auf Gelder warten. Das ist schon eine Sauerei." Hans Mießeler, Fluthilfe in Gemünd

Anträge für nicht-betroffene Häuser

Gegen 136 Personen ermittelt die Polizei derzeit. Es geht insgesamt um 4,6 Millionen Euro, die sich Betrüger erschlichen haben sollen, wie die Behörden bekanntgegeben hatten.

Es sollen Hilfen für Häuser beantragt worden sein, die nicht oder nicht in dem Maße von der Flut betroffen waren, wie angegeben. Und: immer wieder seien auch identische Bilder für unterschiedliche Anträge genutzt worden.

"Mich macht das natürlich besonders betroffen, weil natürlich direkt die Bilder hochkommen aus den Tagen nach der Flutkatastrophe. Dass es Banden gibt, die das Ausnutzen, sich an den staatlichen Hilfen zu bereichern, das schockiert natürlich.“ Markus Ramers, Landrat im Kreis Euskirchen
Markus Ramers, Landrat Kreis Euskirchen | Bildquelle: Kreisverwaltung Euskirchen

Der Landkreis Euskirchen war 2021 besonders von der Flut betroffen. Allein hier starben 26 Menschen. Dass so ein Betrug wie jetzt verhindert werden kann, glaubt der Landrat des Kreises Euskirchen Markus Ramers nicht: "Weil wir natürlich alle darum bemüht waren, schnell und unkompliziert zu helfen. Das öffnet natürlich auch Türen für diejenigen, die das ganze ausnutzen wollen.“

Fallzahlen dürften noch steigen

"Umso wichtiger sei jetzt die saubere Ermittlungsarbeit", sagt Simon Rott von der Polizei Bonn: Die Fallzahl sei dynamisch, von daher müsse man davon ausgehen, dass noch weitere Fälle ans Licht kommen werden.

Im NRW-Ministerium für Heimat und Kommunales betont man, dass die allermeisten Flut-Anträge berechtigt gewesen seien: "Wenn man sich vergegenwärtigt, dass wir 26.500 Anträge round about hatten. Das in Relation zu setzen, dann ist das Verfahren aufgegangen. Trotzdem ärgert einen jeder einzelne Fall", sagt Staatssekretär Daniel Sieveke.

Hans Mießeler macht der hundertfache Betrug dennoch wütend. Er hätte sich gewünscht, dass es vor Ort mehr Kontrollen gegeben hätte, um die Fälle zu verhindern. "Aber im Nachhinein weiß man immer alles besser."

Unsere Quellen:

  • Polizei Bonn
  • Ministerium für Heimat und Kommunales NRW
  • Reporter vor Ort

Millionen-Betrug mit Fluthilfe: "Das ist schon eine Sauerei" WDR Studios NRW 12.12.2024 04:22 Min. Verfügbar bis 12.12.2026 WDR Online