Marc Bevc nimmt ein Kinderbuch, steckt es in eine blaue Weihnachtstüte mit Glitzerstreifen und bindet sorgfältig eine Schleife darum. Der 40-Jährige ist heute an der Weihnachtsgeschenke-Station im Einsatz. Bei ihm landet ein Artikel immer dann, wenn der Käufer online angeklickt hat, dass er als Weihnachtsgeschenk verpackt werden soll.
Geschenkeverpacken im Eiltempo
Er hat also mittlerweile einen guten Überblick darüber, was bei den Menschen unter dem Weihnachtsbaum liegen wird. "Zurzeit sehr viele Bücher, Kinderspielzeug, alles querbeet eigentlich. Heute habe ich auch schon Hundespielzeug verpackt." Auf die Frage, ob auch schonmal etwas Kurioses dabei sei, antwortet er
"ja, aber das ist dann erst ab 18", und lacht.
Zwischen 50 und 80 Weihnachtsgeschenke pro Tag packt der Familienvater aktuell ein. Zuhause ist seine Frau dafür zuständig. "Die kann das trotzdem noch besser, aber ich helfe ihr natürlich."
Bis zu zehn Kilometer Laufwege pro Tag
Bevor Mitarbeiter wie Marc Bevc ein Geschenk einpacken können, müssen es sogenannte "Picker" (vom Englischen "pick", also sammeln) aus einem Regal holen. Tanja Skirde ist eine solche Pickerin. Die 52-Jährige hat immer einen Scanner bei sich. Auf dem Display sieht sie, wo sie hin- und welchen Artikel sie einsammeln muss.
Pro Tag legt sie schonmal bis zu zehn Kilometer zurück. "Ins Fitnessstudio muss ich nicht mehr", sagt sie. Mehr als im Rest des Jahres müsse sie in der Weihnachtszeit aber nicht laufen. "Im Gegenteil, es ist eigentlich relativ entspannt gerade."
300 Saisonarbeiter in der Weihnachtszeit
Das mag auch daran liegen, dass Amazon in Rheinberg in der Weihnachtszeit zusätzlich zur Stammbelegschaft von rund 1.200 Mitarbeitern etwa 300 Saisonarbeiter beschäftigt. "Wir fangen mit der Planung der Weihnachtssaison schon im Sommer an, wenn andere noch grillen oder in der Eisdiele sitzen", erklärt Robin Pittner, der Leiter des Bereichs Warenausgang.
Was die Bestellungen angeht, sei von der strauchelnden deutschen Wirtschaft nichts zu spüren: "An Weihnachtsgeschenken sparen die Menschen scheinbar nicht. Natürlich nehmen wir wahr, dass viele auf Angebote schauen, also Black Friday oder Cyber Monday Rabattaktionen, aber der Auftragseingang ist so wie in den vergangenen Jahren."
"Candy-Walk", aber kein Tarifvertrag
Um die Belegschaft bei Laune zu halten, gibt es in der Weihnachtszeit einmal am Tag einen "Candy-Walk". Mitarbeiter gehen herum und verteilen Süßigkeiten unter den Kollegen an den Packstationen und Hochregalen.
Die Stimmung wirkt gut, doch viele würden sich zu Weihnachten wahrscheinlich vor allem einen Tarifvertrag wünschen, zu Bedingungen des Einzel- und Versandhandels. Den fordern die Gewerkschaft ver.di und die Beschäftigten schon seit Jahren. Doch bisher gibt es keine Einigung.
Unsere Quellen:
- Amazon Pressestelle
- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Amazon
- Dienstleistungsgewerkschaft ver.di
- WDR-Reporterin vor Ort