Seit sechs Jahren plant die Stadtverwaltung im Auftrag des Stadtrats Varianten für einen unter- oder oberirdischen Ausbau der Stadtbahn. Und bis Ende des Jahres sollte auf jeden Fall eine Entscheidung fallen. Darauf hatten sich die Fraktionen im Stadtrat geeinigt.
Neue Planungen von CDU, SPD und FDP
Doch daraus wird nichts. Denn erst in der vergangenen Woche legten CDU, SPD und FDP einen neuen Vorschlag vor, der weit über die bisherigen Planungen hinausgeht.
Eine Tunnelstrecke soll bereits im rechtsrheinischen Deutz beginnen und den Rhein und die Innenstadt in Ost-West-Richtung unterqueren. Daneben soll eine oberirdische Strecke erhalten bleiben.
Bezirksregierung: Weitere Beratungen nötig
Ein großer Wurf für die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs, argumentieren die Antragsteller. Aber zu groß, um ihn ohne weitere Beratung in den zuständigen Ausschüssen und Bezirksvertretungen zu beschließen. Das bescheinigte auch die Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde der Stadt Köln.
Weitere Verzögerungen verärgern Tunnelgegner
Nun kann frühestens im Februar über die Stadtbahntrasse entschieden werden. Damit werde der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs weiter verzögert, kritisieren die Tunnelgegner. Sie fordern einen wesentlich schnelleren oberirdischen Streckenausbau mit neuen, längeren Bahnsteigen.
An diesen sollen neunzig Meter lange Züge halten, die ein Drittel mehr Fahrgäste befördern können als die bisherigen Bahnen. Zudem wäre diese Lösung mit geschätzten 150 Millionen Euro deutlich günstiger als die weit über eine Milliarde Euro teure Tunnelvariante.
Eine Stimme fehlt
Ursprünglich wollten die Parteien nur mit einer breiten Mehrheit im Rat entscheiden. Ein Kompromiss konnte bis zuletzt nicht gefunden werden. Für die Tunnellösung haben CDU, SPD und FDP allerdings keine absolute Mehrheit im Rat. Ihnen fehlt eine Stimme.
Sie hoffen nun auf Abweichler bei den Tunnelgegnern. Beide Seiten wollen vermeiden, dass die Stimmen der AfD den Ausschlag geben. Am Ende könnte die relative Mehrheit von CDU, SPD und FDP reichen. Eine dünne Basis für ein so weitreichendes Projekt, kritisieren die Tunnelgegner.
Unsere Quellen:
- Parteien im Stadtrat
- Reporter vor Ort
- Stadt Köln