Wegen "Abnehmspritze": Diabeteskranke warten auf Medikamente
00:47 Min.. Verfügbar bis 25.07.2025.
Wegen "Abnehmspritze": Diabeteskranke warten auf Medikamente
Stand: 25.07.2023, 19:45 Uhr
Ein Diabetesmedikament wird in den sozialen Medien als Abnehmmittel gefeiert. In Bergischen Apotheken wird deshalb nun schon ein Mangel an dem Medikament registriert.
Seit kurzer Zeit werden so genannte "Ozempic-Spritzen", die bei Diabetes Typ 2 den Blutzuckerspiegel senken sollen, auch als "Abnehmspritze" in deutschen Apotheken verkauft. Der sprunghafte Anstieg der Nachfrage führt zu spürbaren Folgen für Diabetespatienten.
Mehrere Wochen müssen Diabeteskranke, für die das Medikament ursprünglich entwickelt wurde, im bergischen Land derzeit auf Ozempic-Spritzen warten. Die Apotheken kommen eigenen Angaben zufolge mit den Bestellungen nämlich nicht mehr nach.
Fast verdoppelt habe sich die Nachfrage zum Beispiel in Wuppertal. "Es ist einfach nur sehr ärgerlich, wenn hier Menschen Diabetesmedikamente bestellen, die vielleicht ein paar Kilos verlieren wollen und ein Diabetes-Erkrankter nun mehrere Wochen warten muss", sagt Apothekerin Regine Quinke.
"Abnehmspritze" gegen privates Rezept
Ozempic ist ein sehr wirksames Medikament für Menschen mit schwer einstellbarem Diabetes Typ 2. Einmal wöchentlich soll es ins Unterhautfettgewebe von Oberarm, Bauch oder Oberschenkel gespritzt werden. Der enthaltene Wirkstoff Semaglutid erzeugt ein Sättigungsgefühl.
Viele Menschen besorgen sich Ozempic zum Abnehmen auf eigene Kosten, mit Privatrezept. Der sogenannte "Off-Label-Use" - die Anwendung eines zugelassenen Arzneimittels zur Behandlung einer Erkrankung, für die es nicht zugelassen ist - ist für Ärztinnen und Ärzte legal.
Werbung auf sozialen Netzwerken
Durch Hollywoodstars sei der Trend langsam nach Deutschland gekommen. "Ursache dafür sind irgendwelche Influencer, die – entgegen dem deutschen Werbeverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel – das Medikament als Mittel gegen Übergewicht anpreisen. Leider findet hier keine Regulierung durch deutsche Stellen statt.", erklärt der Remscheider Apothekensprecher Henning Denkler.
Nachfrage zu hoch für Hersteller
"Die Nachfrage kann vom Hersteller gar nicht mehr befriedigt werden.", sagt der Solinger Apothekensprecher Christian Veithen. So schnell könnten man nicht auf den Trend reagieren. "Dabei bringt es ja nichts, das einmal zu benutzen. Das ist ein Prozess über mehrere Monate, der ärztlich betreut werden sollte", so der Apotheker weiter.
Und die "Abnehmspritze" habe auch starke Nebenwirkungen wie dauerhafte Überkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und Bauchspeicheldrüsenentzündungen. Deswegen sollten das Medikament nur an deutlich übergewichte Patienten mit einem Body Mass Index über 30 nehmen, die bereits mehrmals auf anderen Wegen versucht haben, abzunehmen.
Über dieses Thema haben wir am 25.07.2023 im Fernsehen und in den Radio-Nachrichten bei WDR2 in der Lokalzeit Bergisches Land berichtet.