Bonner Roboter-Team gewinnt fünf Millionen Dollar

Stand: 08.11.2022, 17:21 Uhr

Ihr Roboter funktionierte so fehlerfrei und schnell wie kein anderer: Das Team der Universität Bonn konnte die internationale Konkurrenz deutlich hinter sich lassen. Der Lohn: fünf Millionen Dollar für weitere Forschung.

Von Jörg Sauerwein

Die Idee hinter dem Wettbewerb ist einfach: Mit dem Roboter sollen sich Menschen an einen anderen Ort versetzen können. Aus der Ferne können sie so die Umgebung erkunden und Dinge tun, als wären sie selbst vor Ort. Das könnten irgendwann sogar andere Welten sein. Entsprechend erinnerte die Wettkampfarena im kalifornischen Long Beach auch ein bisschen an einen entfernten Planeten.

Dort musste das Team NimbRo der Universität Bonn gleich zehn verschiedene Aufgaben lösen. Ihr Roboter mit menschenähnlichem Oberkörper war dabei unterwegs auf vier Rädern, ausgestattet unter anderem mit zwei Armen und Händen, Kamera und Display.

Mensch überträgt Bewegungen an Roboter

Gesteuert wird der Roboter von einem Menschen, der in einer Bedienstation sitzt und über eine VR-Brille alles sehen kann, was auch der Roboter über seine Stereokamera sieht. Die Roboter-Bewegung im Raum steuert der Mensch mit den Füßen. Mit seinen Händen steckt er außerdem in so genannten Exoskeletten, über die jede Fingerbewegung direkt an die Roboterhände weitergegeben wird.

Zu sehen ist ein Mann aus der Jury, der den Roboter testet und durch die Aufagebn manövriert. Er trägt eine VR-Brille und seine Hände und Füße stecken in Bedienelementen.

Die besondere Schwierigkeit: Keiner der eigenen Entwickler aus dem siebenköpfigen Bonner Team, sondern ein unabhängiges Jurymitglied musste den Roboter steuern. Viel Zeit zum Lernen war also nicht. Alles musste möglichst intuitiv und einfach funktionieren.

Große Freude im Team

Im Wettbewerb musste das High-Tech-Gerät dann zum Beispiel wie auf einem anderen Planeten verschiedene Felsen umfahren, um zu den einzelnen Aufgaben zu kommen. Dort galt es Schalter zu bedienen, mit den eingebauten Roboter-Sensoren Gewichte abzuschätzen oder Steine zu erfühlen und mit einem Akkuschrauber eine Schraube zu lösen, um überhaupt zur nächsten Aufgabe zu gelangen.

Zu sehen ist der Roboter des Bonner Teams NimbRo in einer rötlich ausgeleuchteten, felsenartigen Wettbewerbsumgebung.

"Da gab es viele Stellen und Unsicherheiten, an denen man ausfallen konnte", sagt Prof. Sven Behnke vom Bonner Institut für Intelligente Systeme und Robotik. Umso glücklicher seien alle gewesen, dass Team Bonn schon im Halbfinale die meisten Punkte hatte. Im Finale lief es für die Deutschen dann fehlerfrei und fast doppelt so schnell wie für die Zweitplatzierten, einem Team aus Frankreich.

Fünf Millionen Dollar aber keine Champagnerdusche

Mit dem Sieg habe man vorher nicht gerechnet, gibt Sven Behnke zu. Die Champagnerkorken habe man aber trotzdem noch nicht knallen lassen, denn schließlich seien die fünf Millionen Dollar noch nicht da, ergänzt er mit einem Schmunzeln. Der Lohn für die Arbeit seines "fantastischen Teams": Mit dem Geld kann jetzt weiter in die Forschung der so genannten Avatar-Roboter investiert werden.

Mögliche Ideen für den Roboter-Einsatz

Diese Roboter können in ganz unterschiedlichen Szenarien eingesetzt werden. Denkbar sind unter anderem gefährliche Umgebungen, wie zum Beispiel in einem Kernkraftwerk, wo der Mensch zu großen Risiken ausgesetzt wäre. Aber auch die Feuerwehr könnte in der Zukunft Unterstützung durch entsprechende Roboter bekommen. Genauso denkbar hält Behnke den Robotereinsatz irgendwann aber auch im Alltag als Assistenz für Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind.

Der ANA Avatar XPRIZE ist der bislang höchstdotierte Roboter-Wettbewerb. Insgesamt 99 Forscherteams rund um den Globus hatten sich bereits vor vier Jahren angemeldet und wollten um die insgesamt zehn Millionen US-Dollar Preisgeld kämpfen. Im Finale der besten 17 Teams holte das Bonner Team jetzt mit deutlichem Abstand den ersten Platz.

Über dieses Thema berichteten wir am 08. November 2022 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr