Auf der Straße vor dem Axa-Hochhaus stehen überall Absperrzäune. Keine Durchfahrt für Autos. Männer mit Schutzhelmen laufen hin und her. Mitten auf der Straße - ein monumentaler Kran: 155 Meter hoch - also fast so hoch wie der Kölner Dom, 750 Tonnen schwer, knallrot. Hier in Köln-Riehl tut sich etwas, das haben auch die vorbeigehenden Passanten gemerkt. Ihr Blick wandert vom Kran zum Dach des Gebäudes und zurück.
350 Balkone werden saniert
Obermonteur Andy Glagla auf dem Axa-Hochhaus
Etwa 200 Meter vom Kran entfernt sitzt Andy Glagla in einem kleinen Bauwagen. Er geht Pläne durch, spricht sich mit seinen Kollegen ab. Der 34-Jährige ist Obermonteur und hat hier sprichwörtlich den Hut auf. Sein Team und er werden bis zum Ende der Woche zwei Baukräne auf das Dach des Hochhauses befördern. Mit deren Hilfe werden bis 2026 etwa 350 Balkone am Gebäude saniert - ein Großprojekt.
Wind kann gefährlich werden
Gemeinsam mit dem Obermonteur geht es auf das Dach im 43. Stock. Das Stahl-Fundament für den ersten Kran steht schon, außerdem das erste Stück des Turms und Gegengewichte. Der Wind bläst spürbar ums Gebäude - und ist tatsächlich auch ein wesentlicher Faktor. "Wenn der Wind zu stark wird, kann der Kran nicht schwenken und es wird zu gefährlich", erklärt Glagla.
In den kommenden Tagen folgen weitere Turmteile, die Kran-Arme und weitere Gegengewichte. Anschließend wird mithilfe des ersten Baukrans das zweite Exemplar aufgestellt. Für Glagla und seine Kollegen ist die Arbeit auf Kölns höchstem Wohngebäude Routine.
Der 34-Jährige freut sich aber über die Reaktionen der Anwohner und Passanten: "Die Leute sind sehr erstaunt, wie imposant der Autokran ist. Meistens schaut man in grinsende Gesichter und es werden viele Fotos gemacht." Stehen die Baukräne, beginnt im Spätsommer die Sanierung der Balkone.
Denkmalschutz ist ein Knackpunkt
Das Architekten-Ehepaar Norbert und Ulrike Wansleben
Vor genau 50 Jahren zogen die ersten Kölner im Axa-Hochhaus ein. Nur zwölf Jahre nach der Schlüsselübergabe fingen die ersten Balkone an zu bröckeln. Die Planer hatten mit dem damaligen Wissen die Windkräfte nur etwa halb so stark eingeschätzt, wie sie wirklich waren. Und sie setzten Waschbeton ein, in dem sich Feuchtigkeit gut einnisten und die Balkone mürbe machen kann.
Norbert Wansleben ist der Architekt des Sanierungsprojekts. Ein Knackpunkt bei seiner Arbeit: Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. "Eigentlich müssten wir die bestehende Brüstung durch eine gleichartige ersetzen", sagt Wansleben. Aber das sei erstens unverhältnismäßig teuer und zweitens würden in absehbarer Zeit die gleichen Probleme wieder auftreten. "Wir haben an den Brüstungen erhebliche Schäden, von denen Gefährdungen ausgehen", sagt der Architekt.
Sanierung am Axa-Hochhaus kostet 27 Millionen Euro
Er und sein Team haben eine Balkonfassade aus Glas und Aluminium entwickelt, die deutlich leichter, wetterbeständiger und günstiger als Waschbeton ist. Weil sich das Aussehen des denkmalgeschützten Hochhauses nicht signifikant verändern darf, haben sie die Glasflächen im Stil der alten Waschbeton-Fassade bedruckt. Ob das gelungen ist und das Hochhaus seinen Denkmal-Status behalten darf, entscheidet zum Schluss der Stadtkonservator.
So soll die Brüstung aussehen
27 Millionen Euro soll das Sanierungsprojekt kosten. Weil es sich ausschließlich um Eigentumswohnungen handelt, müssen die Bewohner die Kosten selbst tragen: 950 Euro pro Quadratmeter, das entspricht bei einer 70-Quadratmeter-Wohnung 66.500 Euro. Norbert Wansleben sagt, nach über zehn Jahren Planung sei aber vor allem eine Sache wichtig: "Die Bewohner sind sehr froh, dass es nach dieser langen Phase des Ringens um die richtige Lösung endlich losgeht."
Über das Thema berichtete die Lokalzeit aus Köln am 26.06.2023 auch im WDR-Fernsehen.