Hohe Schulden: Aus für medizinisches Versorgungszentrum in Düren
Stand: 07.10.2023, 09:52 Uhr
Das MVZ der "medicus Ärztegenossenschaft Euregio eG" mit Sitz in Düren ist pleite. Das Zentrum für Frauenheilkunde, Allgemeinmedizin und Akupunktur kann nicht mehr gerettet werden, sagt der zuständige Insolvenzberater.
Zuletzt arbeiteten in den drei Arztpraxen 38 Mitarbeiter. Ein Versuch, das medizinische Versorgungszentrum zu sanieren, ist gescheitert, so der Insolvenzverwalter weiter. Mitarbeiter sprechen von gravierenden Managementfehlern. Zum Schluss sei auch der Großteil der Belegschaft demotiviert gewesen.
Sofortige Schließung der Praxen
Die finanzielle Schieflage des Zentrums ist so dramatisch, dass es noch nicht einmal mehr möglich ist, drei Monate weiterzuarbeiten. “Es ist einfach kein Geld da. Deshalb mussten die Praxen sofort geschlossen werden”, führt der Insolvenzverwalter aus.
Schulden in Millionenhöhe
Das Versorgungszentrum ist nach Aussage des Anwalts hoch verschuldet. Nach WDR-Informationen liegen die Schulden im Millionenbereich. Für die Patienten besonders bitter: Die meisten Patientenakten sind digitalisiert. Und weil diese Akten von einem externen Unternehmen verwaltet werden, hat auch der Insolvenzverwalter darauf keinen Zugriff.
Unmut der Patientinnen und Patienten
Denn auch dieses Unternehmen will bezahlt werden. “Dafür ist ebenfalls kein Geld da. Ich kann den Unmut der Patientinnen und Patienten verstehen”, sagt der Insolvenzverwalter. Er suche derzeit nach einer Lösung.
Patienten sind verunsichert
Vor allem für jene Patientinnen und Patienten, die auf eine Diagnose warten, müsse eine schnelle Lösung gesucht werden. Derzeit weiß niemand, wie viele Patientenakten in den drei Arztpraxen digitalisiert worden sind. Patientenakten, die in Papierform vorliegen, können beim Insolvenzverwalter abgeholt werden. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein rät den Patientinnen und Patienten, sich an den Insolvenzverwalter zu wenden.
Ziele der Genossenschaft
Die medicus Ärztegenossenschaft Rheinland soll ein Modell für Ärzte sein, die selbständig arbeiten wollen, die aber eine freiberufliche Niederlassung aus verschiedenen Gründen ablehnen. Sie könnten nach Angabe der Genossenschaft profitieren von flexiblen Arbeitszeiten, Arbeiten im Team, "befreit von administrativer Verantwortung" und auf Wunsch Mitgliedschaft in der Genossenschaft und damit "Teilhabe am unternehmerischen Erfolg".
Über das Thema berichten wir auch am 26.09.2023 im WDR Fernsehen in der "Lokalzeit aus Aachen".
Transparenhinweis: In einer früheren Version des Artikels die, dass die Patientenakten über die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein angefordert werden können. Das ist aktuell noch nicht möglich. Der Insolvenzverwalter arbeitet weiter an einer Lösung.