Uniklinik Bonn kämpft mit neuem Ausbildungskonzept gegen Pflegekräftemangel

Stand: 24.10.2022, 11:56 Uhr

Nicht genug Intensivpfleger? Gerade auf einer Kinderherzstation ist das ein Problem. Die Uniklinik in Bonn setzt auf ein neues Konzept, um mehr Lust auf die Arbeit zu machen: Sie bildet Pfleger und Ärzte zusammen aus.

Von Britta Schwanenberg

Mehr Eigenverantwortung, mehr Teamarbeit: Eine Erfolgsgeschichte

Das Konzept kommt aus Schweden. Als erste Klinik in NRW haben die Bonner 2019 übernommen:

Zu sehen ist ein Schild auf dem IPSTA steht

Von Schweden nach Bonn: Das Konzept der interprofessionellen Ausbildungsstationen.

Auf der Interprofessionellen Ausbildungsstation IPSTA betreuen angehende Ärzte und Pfleger gemeinsam die Patienten. Natürlich sind die Auszubildenden dabei nicht auf sich allein gestellt. Ihre Lernbegleiter - eine Medizinerin und eine Pflegefachkraft - sind im Hintergrund immer mit dabei.

Auch die Hebammen machen in Bonn mit

Zu sehen sind drei junge Menschen in medizinischer Arbeitskleidung, die in einem Kankenhaus Flur stehen.

Der angehende Arzt Pascal, Pflegeschülerin Laura und die Hebammenauszubildende Paula arbeiten im Team.

Das Konzept ist so erfolgreich, dass seit Oktober 2022 auch Hebammenschülerinnen mit auf die Station kommen. Paula hat gerade ihren ersten Tag auf der IPSTA und ist aufgeregt: „Für mich ist es die totale Herausforderung, ich habe so etwas in der Art noch nie gemacht!“ Auf der Kinderherzstation der Bonner Uniklinik wird Paula für drei Wochen Teil eines Trios, gemeinsam mit Pascal, dem angehenden Arzt und Laura, einer angehende Pflegeschülerin.

Mehr Berührungspunkte zwischen den Professionen

Das ist jetzt das erste Mal dass ich interprofessionell arbeite, sonst ist es so, dass gefühlt oft eher aneinander vorbei gearbeitet wird im Krankenhaus“ erklärt Pascal.

Mit ihren Lernbegleitern im Schlepptau stellen sich Pascal und Laura dem neuen Patienten und seinen Eltern vor. Bei Magnus sind kurz nach der Geburt Herzgeräusche entdeckt worden. Was ist jetzt zu tun? Laura beginnt erst mal mit Fieber messen, Pascal spricht in der Zeit mit den Eltern über die Krankengeschichte. Die Auszubildenden müssen gemeinsam weiter planen. Für Pflegeschülerin Laura ungewohnt:

Ich hatte früher nicht Im Kopf, was auch die Ärzte alles machen müssen. Ich habe immer nur die pflegerischen Aufgaben abgearbeitet.

Auch angehende Ärzte lernen so dazu: sich erklären, auf Augenhöhe reden, im Team arbeiten.

Positives Feedback der Patienten

Ihre Patientenfamilien betreuen die Auszubildenden bis zur Entlassung. Am Ende steht jeweils deren Feedback. Und das ist in Bonn bislang zu 100 Prozent positiv. Auch die Eltern vom kleinen Herzpatienten Magnus sind gleich überzeugt:

Zu sehen ist ein Zimmer mit medizinischen Geräten. Drei Personen sitzen darin und sprechen miteinander.

Am Ende der Betreuung bekommen die Auszubildenden Feedback - das Resume in Bonn ist bisher komplett positiv.

„Man hat da nicht 27 verschiedene Ansprechpartner und muss nicht jedes Mal von Neuem erklären, wieso man da ist. Das finde ich gar nicht verkehrt“, sagt die Mutter lächelnd. Für Projektkoordinatorin Ramona Bolz ist es eine Erfolgsgeschichte:

Unserer Meinung nach sollte das an jeder Klinik stattfinden!

Die Bonner Uniklinik baut das Konzept seit Jahren immer weiter aus. Für 2023 plant Bonn sogar auf einer Intensivstation für Kinderherzpatienten interprofessionell auszubilden - das sei weltweit bislang einmalig.

Über dieses Thema haben wir am 20. Oktober 2022 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr berichtet.

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