60 Millionen für Hückeswagen

Lokalzeit Bergisches Land 21.02.2024 03:00 Min. Verfügbar bis 21.02.2026 WDR Von Julian Piepkorn

Hückeswagen: Plötzlicher Geldregen beschert Stadt über 60 Millionen

Stand: 21.02.2024, 13:00 Uhr

Millionen in der Haushaltskasse: Die Stadt Hückeswagen erhält 61,5 Millionen Euro, weil sie ihr Kanal- und Abwassernetz an den Wupperverband übertragen hat. Nun will die Stadt festlegen, was sie mit dem Geld machen möchte.

Von Julian Piepkorn

Die Wünsche der Hückeswagener sind groß: Das marode Hallenbad soll durch einen schicken Neubau ersetzt, das alte Stadtschloss endlich für Besucher begehbar gemacht werden. Die vielen Millionen, welche die Übertragung des Kanalnetzes in die Haushaltskasse spülte, können dafür aber nicht genutzt werden.

„Das ist kein zusätzliches oder gar geschenktes Geld", betonte Stadtkämmerin Isabel Bever gegenüber dem WDR. Die 61,5 Millionen Euro seien lediglich ein Ausgleichsbetrag für das Kanalnetz der Stadt. Das oberbergische Hückeswagen müsse weiterhin für den Betrieb sowie die laufenden Abschreibungen des Netzes bezahlen, so Bever.

Dennoch hat die Stadt seit 2024 plötzlich viele Millionen zur Verfügung. Einnahmen in dieser Größenordnung sind für die Kommunen eine seltene Ausnahme“, betonte der Städte- und Gemeindebund NRW.

Abwasser-Millionen sollen gewinnbringend angelegt werden

Die Idee in Hückeswagen: Das Geld soll gewinnbringend angelegt werden. Der Rat der Stadt soll Anfang März eine entsprechende Anlage-Richtlinie beschließen. Die Anlagen sollen mindestens so hohe Zinsen abwerfen, dass die Inflationsrate ausgeglichen wird.

Solche Geldanlagen rufen in der Schlossstadt böse Erinnerungen zurück. Schon vor mehr als zehn Jahren hätte Hückeswagen beinahe 20 Millionen Euro verloren - mit hochriskanten Zinswetten. Die Stadt klagte gegen die ehemalige Landesbank WestLB.

Sie fühlte sich von der Bank schlecht beraten und zur Spekulation verführt. Vor Gericht konnte die Stadt den Verlust gerade noch abwenden. Solche Risikogeschäfte soll es in Hückeswagen jetzt nicht mehr geben. Aber wie kann eine Stadt eigentlich Geld anlegen?

So aufregend wie an der Börse sei es nicht, sagt Kämmerin Bever. Die Stadt hofft auf lukrative Angebote von Banken, um so möglichst hohe Zinserträge mitzunehmen. Davon sollen auch die Hückeswagener profitieren. Ein Teil des Geldes fließe in den bereits laufenden Neubau der Feuerwache. Auch die Abwassergebühren würden nicht erhöht, so die Stadt.

In drei Jahren ist das Geld schon wieder ausgegeben

Allerdings ist das komplette Geld innerhalb von drei Jahren schon wieder weg. Zu groß sind die zu stopfenden Löcher im Haushalt, zu hoch die laufenden Investitionen.

Bis die Hückeswagener in einem neuen Hallenbad schwimmen können, wird es noch einige Jahre dauern. Die Stadt müsse die Vorhaben erst planen und ausschreiben, so die Stadtkämmerin. Auch das Schloss bleibt auf absehbare Zeit Großbaustelle. Bis die Stadt hier anpacken kann, sind die Abwasser-Millionen schon längst verflossen.

Unsere Quelle:

  • WDR-Reporter vor Ort

Hückeswagen: Plötzlicher Geldregen beschert Stadt über 60 Millio

WDR Studios NRW 22.02.2024 00:50 Min. Verfügbar bis 21.02.2026 WDR Online