Nach Jahren der Corona-Krise blickt die Reisebranche wieder optimistisch in die Zukunft. Der Reisehunger der Deutschen sei "stärker denn je und wächst weiter", sagte der Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), Norbert Fiebig, zum Auftakt der Reisefachmesse ITB Berlin. Nach guten Geschäften im Vorjahr hofft die Branche in der Saison 2024 endlich wieder das Vor-Corona-Niveau zu erreichen - und vielleicht sogar zu übertreffen.
Wohin zieht es die Deutschen in diesem Jahr? Und wohin die Menschen aus NRW? Und wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit bei der Urlaubsplanung? Fragen und Antworten.
Wie groß ist die Reiselust in Deutschland und NRW?
Offenbar ziemlich groß. Das zumindest ist das Ergebnis der "Reiseanalyse 2024", einer jährlichen Umfrage der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) im Auftrag der Branche, für die 12.000 Personen zu ihren Urlaubsplänen befragt wurden. Nach Angaben der FUR ist die Umfrage repräsentativ. Demnach erklärten 79 Prozent der Befragten, dass sie im Jahr 2024 eine Reise fest eingeplant haben - zwei Prozent mehr als im Vorjahr.
Martin Lohmann
In NRW können oder wollen sich offenbar nicht so viele Menschen festlegen: Nur rund 75 Prozent gaben an, dass sie bereits Urlaubspläne gefasst haben. Rund die Hälfte hat dabei schon ein festes Ziel - die anderen wollen sich später entscheiden. Rund 13 Prozent sind sich noch unsicher, rund 12 Prozent haben überhaupt keine Reisepläne.
Damit sind die aktuellen NRW-Zahlen nicht mehr weit von der Vor-Corona-Zeit entfernt. Im Januar 2020 - kurz vor dem Ausbruch der Pandemie - hatten rund 77 Prozent der Befragten Urlaubspläne geschmiedet. "Jetzt gibt es wieder Möglichkeiten wie vor Corona", erklärte Tourismusforscher Martin Lohmann am Dienstag im WDR, "und die werden weidlich ausgenutzt".
Was darf die Reise kosten?
Traumziel Mallorca
Für längere Reisen - fünf Tage oder mehr - haben die Deutschen im vergangenen Jahr so viel ausgegeben wie noch nie. 2023 investierten sie rund 87 Milliarden Euro in die schönste Zeit des Jahres - ein neuer Rekord. In diesem Jahr könnte dieser Höchstwert noch übertroffen werden. Laut "Reiseanalyse" wollen 25 Prozent der Befragten mehr Geld ausgeben als im Vorjahr.
Das bedeute allerdings nicht, dass der Trend zu teuren Luxusreisen gehe, sagte Experte Lohmann. Tatsächlich sei der "ganz normale" Urlaub in den vergangenen Jahren deutlich teurer geworden. Offenbar sparten die Menschen trotz Konjunkturflaute und Inflation lieber in anderen Bereichen. Viele schätzten außerdem ihre persönliche Situation besser ein als die allgemeine Wirtschaftslage, so Lohmann: "Einfluss auf Urlaubspläne hat immer nur die persönliche Situation."
Wohin soll es gehen?
Deutschland war auch im vergangenen Jahr eines der beliebtesten Reiseziele: Rund 14,5 Millionen längere Urlaubsreisen im Inland wurden gebucht, hinzu kommen zwei- bis viertägige Kurztrips: Rund 80 Prozent der kurzen Reisen entfallen auf Ziele im Inland, vor allem in Bayern, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern
Die beliebtesten Ziele der Menschen in NRW waren im Vorjahr:
Auch Fernreisen würden nach dem Corona-Knick wieder gut gebucht, erklärte Lohmann, der Anteil liege bundesweit bei etwa 9 Prozent. "Da sehen wir einen großen Nachholbedarf."
Und was ist mit der Nachhaltigkeit?
Die Erholung der Reisebranche bringt auch mehr klimaschädliche Flugreisen mit sich. Im Jahr 2023 stieg der Anteil der Flugreisenden auf rund 47 Prozent, 41 Prozent nutzten das Auto oder Wohnmobil. Bus (5 Prozent) und Bahn (4,7 Prozent) spielten nur eine untergeordnete Rolle. "Niemand fährt in Urlaub, um die Umwelt zu schonen", meint Forscher Lohmann, "wir reisen, weil wir dort schöneres Wetter erwarten". Zwar gebe es inzwischen durchaus ein Bewusstsein dafür, dass Reisen auch eine ökologische Dimension habe. Für die Mehrheit sei das aber wohl kein zwingender Grund, auf die ersehnte Reise in ferne Länder zu verzichten.
Über dieses Thema berichten wir am Dienstag auch in der "Aktuellen Stunde", 18.45 Uhr im WDR Fernsehen.
Quellen
- Reiseanalyse 2024 der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR)
- Interview mit Martin Lohmann bei WDR5
- Deutsche Presse-Agentur
- Agence France-Presse