Sternchen, Doppelpunkt, Unterstrich: Immer wieder werden kontroverse Debatten über das Gendern geführt. Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat an diesem Freitag im belgischen Eupen über geschlechtergerechtes Schreiben beraten - und gibt vorerst keine neuen Empfehlungen ab. Stattdessen will das Gremium die Entwicklung geschlechtergerechter Sprache weiter beobachten.
Gendergerechte Sprache: Was gilt bislang?
Zuletzt hatte der Rat im Jahr 2021 empfohlen, Sternchen, Unterstrich, Doppelpunkt oder andere Formen zur Kennzeichnung von mehrgeschlechtlichen Bezeichnungen nicht in das amtliche Regelwerk aufzunehmen. Die Begründung: Die geschlechtergerechte Schreibweise dürfe nicht das Erlernen der geschriebenen deutschen Sprache erschweren.
Nun war der Rat zusammengekommen, um erneut über die Aufnahme von gendergerechter Schreibung zu beraten. Dabei ging es vor allem um die die Orthografie betreffenden Sonderzeichen wie Genderstern und Doppelpunkt. Dazu hatte es nach Angaben der Geschäftsführerin des Rats, Sabine Krome, in den vergangenen Jahren viele Anfragen von behördlicher Seite und von Schulen gegeben.
Was wurde beschlossen?
Die Expertinnen und Experten des Rats beschlossen lediglich, in das Amtliche Regelwerk der Rechtschreibung einen Ergänzungspassus aufzunehmen, in dem es heißt: "Diese Wortbinnenzeichen gehören nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie. (...) Ihre Setzung kann in verschiedenen Fällen zu grammatischen Folgeproblemen führen, die noch nicht geklärt sind."
Wie ist derzeit der Umgang mit dem Gendern?
Schon lange stellt sich in Deutschland die Frage, ob - und wenn ja, wie - die männlichen Formen in der Sprache durch weiter gefasste Begriffe ersetzt werden können oder sollten - um zum Beispiel Frauen offensiver einzubeziehen. Das Gendersternchen wie bei Lehrer*innen ist eine Möglichkeit.
Manche setzen an die Stelle auch einen Doppelpunkt oder einen Unterstrich. In der gesprochenen Sprache und im Fernsehen oder Radio äußert sich das dann als Sprechpause.
Gendern wird in vielen Bereichen debattiert
Die Debatte um den Gebrauch von Gender-Sprache betrifft inzwischen viele Lebensbereiche und kocht zum Teil auch hoch.
Ein Beispiel aus Politik und Medien: CDU-Chef Friedrich Merz positionierte sich auf einem CDU-Parteitag 2022 indirekt gegen das Gendern im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und sagte: "Universitäten, meine Damen und Herren, und öffentlich-rechtlicher Rundfunk sind keine Volkserziehungsanstalten." Die Sender wiesen den Vorwurf zurück.
Was ist die Aufgabe des Rats?
Der Rat, dem sieben Länder und Regionen angehören, ist seit 2004 eine wichtige Instanz für die Rechtschreibung. Seine Aufgabe im Auftrag von staatlichen Stellen ist es, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung auch mit Blick auf den Wandel der Sprache weiter zu entwickeln.