Flugticket, Symbolbild

Billig abheben ist vorbei: Preise für Flugtickets auf Höhenflug

Stand: 12.10.2022, 10:04 Uhr

Zu wenige Flugzeuge, Personalengpässe und teures Kerosin: Die Zeit der Billigflüge ist vorerst vorbei. Reisende müssen sich wohl über Jahre auf höhere Ticketpreise einrichten.

Billig war gestern: Angesichts stark gestiegener Produktionskosten und dauerhafter Corona-Probleme werden Flugtickets deutlich teurer. Selbst der irische Preisbrecher Ryanair will angesichts des teuren Sprits die Preise anheben.

Gerade zu den Herbstferien spüren viele Verbraucher, dass sich am europäischen Himmel einiges verändert hat. 750 Euro für den Trip nach Zypern oder 200 Euro für das Oneway-Ticket zum deutschen Lieblingsziel Mallorca sind dieser Tage keine Seltenheit und weit entfernt vom einstmaligen Marketing-Schlager des 10-Euro-Tickets.

Ryanair: Durchschnittlicher Ticketpreis steigt um 25 Prozent

Ryanair-Chef Michael O'Leary sieht für derartige Spottpreise in den kommenden Jahren keinen Spielraum mehr. Europas größter Billigflieger kündigte stattdessen via BBC-Interview an, dass der durchschnittlich erzielte Ticketpreis um 25 Prozent auf rund 50 Euro pro Strecke steigen werde.

Auf deutlich höhere Durchschnittspreise kommt das Vergleichsportal Check24 für den Zeitraum der deutschen Herbst-Schulferien vom 4. Oktober bis zum 6. November. So kostet beispielsweise ein Hin- und Rückflug auf die Kanaren im Schnitt 464 Euro und damit 21 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und sogar 30 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum vor der Corona-Krise.

Krieg in der Ukraine als Grund für stark gestiegene Kerosinkosten

Für einen Trip an die türkische Riviera müssen Sonnenhungrige 385 Euro zahlen. Das sind 27 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, Hin- und Rückflug nach Bodrum an der türkischen Ägäis verteuern sich innerhalb eines Jahres sogar um 44 Prozent. Der Kreditversicherer Allianz Trade sieht vor allem die seit dem russischen Angriff auf die Ukraine stark gestiegenen Kerosinkosten als Grund für die Hochpreisphase an. Für das Gesamtjahr rechnet die Allianz bei den Tickets mit einer weit überdurchschnittlichen Preissteigerung von 21 Prozent.

Angesichts der Treibstoffpreise hätten die Fluggesellschaften derzeit zudem nur geringe Anreize, ihr in der Krise kräftig abgebautes Personal wieder aufzustocken. "Das Angebot hinkt der Nachfrage immer noch hinterher", stellt Gerald Wissel von der Beratungsgesellschaft Airborne fest. "Die Airlines schaffen es teils aus organisatorischen Gründen nicht, sämtliche Flugzeuge wieder in die Luft zu bekommen. Sie sind wegen der Unsicherheiten rund um Corona aber auch mit angezogener Handbremse unterwegs. Das ist sehr schwer abzuschätzen."

Auf Zug oder Bus umsteigen und das Klima schonen

Zum Fliegen gibt es auch klimaschonende Alternativen - nämlich via Zug oder Bus fahren. Darauf verweist Antje Monshausen von Tourism Watch bei Brot für die Welt. Steigende Kerosinpreise könnten einen Beitrag zur notwendigen Verkehrswende leisten, sagt sie. "Wenn zusätzlich die Subventionen des Flugverkehrs für die Verbesserung und den Ausbau des Schienenverkehrs genutzt werden, ist die Verkehrswende möglich, ohne dabei die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen zu sehr einzuschränken."

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