Kunden, die auf die schnellstmögliche Auslieferung von Briefen und Paketen bei der Deutschen Post hoffen, drohen Probleme. Die Verdi-Mitglieder haben für einen unbefristeten Streik bei dem Bonner Konzern gestimmt, wie die Gewerkschaft einen Tag nach der Urabstimmung am Donnerstag mitgeteilt hat. Ob es aber tatsächlich zum Streik kommt, ist noch unklar.
Verhandlungen am Freitag entscheidend für Streik
Die Gewerkschaft will die Verhandlungen, die sie im Februar für gescheitert erklärt und somit abgebrochen hatte, nämlich trotz des klaren Votums für Streiks wieder aufnehmen. Am Freitag sollen die Tarifverhandlungen weitergehen. "Während der Verhandlungen finden keine Streiks statt", so die Post.
Vom Ausgang der Gespräche vor dem Wochenende hänge es ab, ob es am Montag zu bundesweiten Arbeitsniederlegungen kommt. "Langwierige Arbeitsniederlegungen gehen zu Lasten der Kunden, und dies möchten wir unter allen Umständen vermeiden", heißt es in einer Stellungnahme der Post.
Letztes Post-Angebot weit von Verdi-Forderungen entfernt
Das bis dato vorgelegte Angebot der Post sei aber "weit von unseren Forderungen entfernt", sagte Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis am Donnerstag: "Die Deutsche Post AG steht jetzt in der Verantwortung, durch eine deutliche materielle Verbesserung des abgelehnten Angebots einen unbefristeten Streik abzuwenden."
Die Gewerkschaft fordert für ihre rund 160.000 Tarifbeschäftigten bei der Post eine Lohnsteigerung von 15 Prozent bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten. Die Ausbildungsvergütungen sollen für jedes Ausbildungsjahr um 200 Euro pro Monat angehoben werden.
Streikandrohung kurz nach Verkündung von Rekord-Umsätzen
Die Mitteilung Verdis über das Ergebnis der Urabstimmung vom Vortag ging raus kurz nachdem der Konzern auf seiner Bilanz-Pressekonferenz den nächsten Rekord-Umsatz verkündet hatte. Im vergangenen Jahr habe man den Rekord aus dem Vorjahr mit 94,4 Milliarden Euro um 15,5 Prozent übertroffen.
Trotzdem sieht sich der Konzern nicht in der Lage, der geforderten Lohnerhöhung zuzustimmen. Diese entspreche einer Mehrbelastung von rund einer Milliarde Euro pro Jahr. Post-Chef Frank Appel sagte, die Post werde keine Dinge tun, von denen er wisse, dass sie das Brief- und Paktgeschäft in Deutschland nachhaltig in Frage stellten.
Umsatz steigt international und geht national zurück
Der Rekordumsatz sei ausschließlich dem internationalen Geschäft zu verdanken, hieß es. Das Ergebnis des Post- und Paketgeschäfts in Deutschland war demnach hingegen rückläufig. Der Umsatz im Inland ging den Angaben zufolge von 17,4 auf 16,8 Milliarden Euro zurück.
Kommen Briefe und Pakete trotz möglicher Streiks an?
Sollte es tatsächlich zum Streik kommen, dürfte das vor allem Briefkunden hart treffen. Während viele Menschen beim Verschicken von Paketen vermutlich aus dem Stegreif ein paar alternative Zusteller aufzählen können, fällt dies bei Briefzustellern, wo es oft nur regionale Alternativen gibt, deutlich schwerer. Das liegt vor allem daran, dass der Onlinehandel einen Paketboom ausgelöst hat, während Briefe im Digitalzeitalter an Bedeutung verlieren. Noch werden mehr Briefe als Pakete verschickt, aber die Unternehmensberatung McKinsey & Company hat berechnet, dass sich beide Versandarten 2025 angleichen werden.