Starker Sonnensturm löst Polarlichter in NRW aus | sv
00:23 Min.. Verfügbar bis 11.05.2026.
Polarlichter über NRW: Spektakuläre Bilder
Stand: 12.05.2024, 07:40 Uhr
In den vergangenen zwei Nächten konnten in vielen Regionen in NRW Polarlichter am Himmel beobachtet werden. Ein besonders starker Sonnensturm sorgte dafür, dass das Phänomen, das man sonst nur aus nördlicheren Ländern kennt, auch bei uns auftritt.
Der Ursprung der bunten Lichter liegt in den Tiefen des Kosmos: Seit Anfang der Woche meldete der Amerikanische Weltraum-Wetter-Vorhersagedienst (NOAA) starke Sonnenaktivitäten. Am Donnerstag gab es besonders intensive Eruptionen. Bei solchen Sonnenstürmen werden elektrische Teilchen ins Weltall geschleudert, von denen einige mit Verzögerung auch das Magnetfeld der Erde treffen. Hierdurch werden Luftmoleküle zum Leuchten angeregt - je nach Höhe in der Atmosphäre in verschiedenen bunten Farben.
Auswirkungen eines starken Sonnensturms
Tim Ruster, aka "Astro-Tim"
In der Regel sind Polarlichter nur in den nördlichen Breitengraden zu sehen, zum Beispiel in Skandinavien. "Gerade gibt es aber auch in Deutschland und in NRW gute Chancen auf Sichtungen", sagte Tim Ruster, bei seinen 230.000 Abonnenten auf Youtube besser bekannt als "Astro-Tim". Durch den besonders starken Sonnensturm konnten die energiegeladenen Partikel diesmal auch Regionen fernab des magnetischen Nordpols erreichen.
Der Himmel über NRW leuchtete in blau und lila
Und so leuchtete der Himmel in vielen Regionen des Landes in der Nächten zu Samstag und Sonntag in satten Blau- und Lila-Tönen. Selbst über Städten wie Köln, in denen der nächtliche Sternenhimmel wegen der Lichtverschmutzung meist nicht so gut zu beobachten ist, konnte das Schauspiel verfolgt werden.
Polarlichter über NRW: Buntes Schauspiel am Himmel
In der Nacht zu Samstag konnten in mehreren Regionen in NRW Polarlichter am Himmel beobachtet werden. Grund für das bunte Schauspiel ist ein besonders starker Sonnensturm.
Galerie
Galerie
Galerie
Galerie
Galerie
Galerie
Galerie
Galerie
Galerie
Galerie
Galerie
Das hänge damit zusammen, dass Polarlichter relativ nah an der Erdoberfläche entstehen, erklärt Ruster. "Besonders gute Verhältnisse gibt es natürlich in Regionen mit wenig Lichtverschmutzung, wie in der Eifel." Dazu kam, dass auch das Wetter mitspielte und kaum Wolken den Blick auf den Himmel verdeckten. Wer das Spektakel nicht verpassen wollte, musste dafür allerdings früh aufstehen.
Die Chancen, dass es weitere Nächte gibt, in denen Polarlichter auch in unsere Breiten auftreten, stehen gar nicht so schlecht. Auf der Sonne gebe es derzeit überdurchschnittlich viel Aktivität, sagt Ruster. Tatsächlich meldete der NOAA auch am Samstagmorgen erneut starke Eruptionen auf der Sonne. Auch diesmal wird es noch dauern, bis die dabei ausgestoßenen Teilchen die Erde erreichen.
Dass über NRW genauso intensive Lichtspiele wie am Polarkreis entstehen, sei aber unwahrscheinlich, warnt Ruster. "Manchmal sind Polarlichter mit dem bloßen Auge gar nicht zu sehen." Beobachter sollten deshalb manchmal auch einen Blick auf ihr Handy werfen. "Auf dem Display sieht man den Schimmer oft noch besser."
Tipps für Fotografen gibt es hier:
Sonnenstürme und Co. als Problem für Infrastruktur
Während die meisten Menschen die Polarlichter als besonderes Schauspiel am Nachthimmel begrüßen, sehen Wissenschaftler und Raumfahrtexperten das Phänomen wesentlich kritischer. Denn die Sonnenstürme, die für die Polarlichter verantwortlich sind, bergen auch Gefahren.
Bei den Eruptionen werden nach Informationen der Europäischen Weltraumorganisation ESA mehrere zehn Milliarden Tonnen Sonnenplasma in den Weltraum geschleudert, das aus "Elektronen, Protonen und den Kernen schwerer Elemente wie Helium, Sauerstoff oder Eisen" besteht. Diese hochaufgeladene Teilchenmischung könne demnach Mensch und Technik gefährden sowie die Infrastruktur auf der Erde und im All zerstören.
Die elektromagnetische Strahlung kann laut ESA Hochspannungsnetzwerke zum Kollabieren bringen, die Bordelektronik in Flugzeugen beeinflussen sowie satellitenbasierte Übertragungen wie Fernsehen, Handyempfang oder Navigationssysteme stören. 2003 etwa hatte ein Sonnensturm im schwedischen Malmö für einen stundenlangen Stromausfall gesorgt, Satelliten gestützte GPS-Systeme in Deutschland lahm gelegt und den Flugverkehr in den USA stark gestört.
Eines der aktuellsten und prominentesten Opfer der Auswirkungen eines Sonnensturms wurde Elon Musk. Von den 49 Satelliten, die sein Unternehmen Starlink im Februar 2022 in die Erdumlaufbahn schoss, stürzten nur einen Tag später 40 wieder ab. Der Grund: Ein geomagnetischer Sonnensturm.
Quellen
- Interview mit Tim Ruster
- WDR-Wetterredaktion
- Space Weather Prediction Center
- Europäischen Weltraumorganisation ESA