Start für digitales Organspende-Register

Aktuelle Stunde 18.03.2024 29:32 Min. UT Verfügbar bis 18.03.2026 WDR Von Alexander Klein

Neues Organspende-Register: Was Nutzer jetzt wissen müssen

Stand: 18.03.2024, 20:13 Uhr

Tausende schwerstkranke Menschen in Deutschland warten in diesem Moment händeringend auf eine Organspende. Ein digitales Organspende-Register, das heute online gegangen ist, soll die Lage verbessern.

Von Katja Goebel

Bundesweit warten derzeit rund 8.400 Menschen in Deutschland auf eine Organspende. Im Vergleich dazu wurden aber im vergangenen Jahr nur 2.985 Organe gespendet. Und das, obwohl die Bereitschaft in der Bevölkerung nach dem Tod Organe zu spenden, eigentlich sehr hoch ist.

Laut NRW-Landesregierung zeigen Befragungen, dass rund 80 Prozent der Bevölkerung der Organspende positiv gegenüberstehen. Allerdings hat nur ein Drittel tatsächlich einen Organspendeausweis ausgefüllt. Jetzt ist in Deutschland nach langem Vorlauf das digitale Organspende-Register gestartet.

Wie funktioniert das Organspende-Register?

Das Register für Erklärungen zur Organ- und Gewebespende ist ein zentrales elektronisches Verzeichnis. Hier können sich Nutzer übrigens nicht nur eintragen, wenn sie Organe spenden wollen, sondern auch, wenn sie es nicht wollen. Das Register bietet eine neue digitale Möglichkeit, diese Entscheidung rechtlich verbindlich zu dokumentieren. Der Eintrag ist freiwillig und kostenlos - und kann jederzeit geändert oder gelöscht werden. Das Organspende-Register wird vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geführt.

Wie kann ich mich für eine Organspende registrieren?

Ausweis mit Online-Funktion

Zur Registrierung nötig: Ausweis mit Online-Funktion

Das geht auf der Website des Organspende-Registers. Dort kann jeder eintragen, ob er Organe nach dem Tod spenden will oder nicht. Voraussetzung: Organspender müssen zur Registrierung mindestens 16 Jahre alt sein und brauchen ein Ausweisdokument wie den Personalausweis, allerdings mit Onlinefunktion und PIN. Später im Laufe des Jahres soll es noch weitere Möglichkeiten geben, in das Register zu kommen.

Was könnte sich durch das Register verbessern?

In Deutschland warten Patienten oft jahrelang auf eine Organtransplantation. Politik und Gesundheitswesen erhoffen sich durch das Register vor allem mehr Klarheit bei der Frage, ob Bürger für oder gegen eine Organspende sind. Denn: In Deutschland dürfen Organe und Gewebe nach dem Tod nur entnommen werden, wenn die verstorbene Person dem zu Lebzeiten zugestimmt hat. Liegt keine Entscheidung vor, werden die Angehörigen gefragt. Doch die fühlen sich oft überfordert, eine Entscheidung zu treffen.

Ein Styropor-Behälter zum Transport von zur Transplantation vorgesehenen Organen

Tausende Patienten warten auf Organspende

Mit dem zentralen Register, so auch die Hoffnung vieler Transplantationsmediziner, könnten auch Gespräche mit Angehörigen über eine Organspende einfacher werden, weil der Wille des möglichen Spenders schriftlich hinterlegt ist. Das Register werde den Organspende-Mangel nicht sofort beheben, es sei aber ein wichtiger Schritt nach vorn, meint Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

Wie sind meine Daten im Organspende-Register geschützt?

"Das Organspende-Register genügt höchsten Anforderungen an die Datensicherheit", sagt Karl Broich, Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Die gespeicherten Erklärungen selbst sowie alle personenbezogenen Daten seien vor Manipulation oder unberechtigtem Zugriff geschützt. Die Daten des Organspende-Registers würden sicher auf einem Server in Deutschland gespeichert. "Sichere Verfahren zur Authentifizierung gewährleisten, dass nur die erklärende Person selbst und entsprechend berechtigtes Personal im Krankenhaus auf die Erklärung zugreifen können."

Was bedeutet die "stufenweise Inbetriebnahme" des Organspende-Registers?

Seit dem Start am Montag können sich Nutzer registrieren. Ab Juli sind dann alle Entnahmekrankenhäuser an das Organspende-Register angeschlossen und können die hinterlegten Erklärungen abrufen. In der dritten Stufe, von Juli bis spätestens September, kann das Register über die Krankenkassen-Apps erreicht werden. In der vierten Stufe ab 1. Januar 2025 werden auch Gewebeeinrichtungen an das Register angebunden.

Gibt es weiterhin Alternativen zum Organspende-Register? Und gilt mein Organspendeausweis noch?

Aktenordner mit Patientenverfügung

Alternative zum Organspende-Register: Patientenverfügung

Auch der Organspendeausweis bleibt weiterhin gültig. Außerdem gibt es für Organspender natürlich die Möglichkeit, den Willen zur Organspende in einer Patientenverfügung oder anderen schriftlichen Erklärungen festzuhalten. Liegen mehrere Dokumente vor, so gilt immer das jüngste. Tipp: Immer auch mit Angehörigen über die Entscheidung reden - das schafft Klarheit und Sicherheit auf beiden Seiten.

Wie machen es andere Länder?

Deutschland belegt im internationalen Vergleich immer wieder die hinteren Plätze bei den Organspenden. Ähnliche Register gibt es auch in anderen EU-Ländern. In Dänemark wurde es 2010 eingeführt; bis Ende vergangenen Jahres waren dort 28 Prozent aller über 15-Jährigen registriert. Großbritannien führte bereits 1994 ein Organspende-Register ein, die Niederlande folgten 1998.

Während in Großbritannien die Eintragung freiwillig ist, wurde sie in den Niederlanden verpflichtend. Eine britisch-niederländische Studie zeigte, dass sich nur etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung in das britische Register eintrug, während in den Niederlanden alle Personen registriert sind.

Spanien zählt übrigens zu den Ländern mit den meisten Organspendern in Europa. Auf eine Million Einwohner kommen dort 46 Spender. Zum Vergleich: In Deutschland sind es gerade einmal 10,3.

Digitales Organspenderegister startet

WDR Studios NRW 18.03.2024 00:49 Min. Verfügbar bis 18.03.2026 WDR Online


Unsere Quellen:

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
  • Bundesgesundheitsministerium
  • Agentur epd