US-Athletin Anna Cockrell bei Nike-Event in Paris: Ein knappes Olympia-Outfit sorgt für heftige Diskussionen.

Wirbel um knappes Olympia-Outfit von Nike - das steckt dahinter

Stand: 19.04.2024, 19:08 Uhr

Sexismus bei den Olympischen Spielen in Paris? Ein sehr knappes Leichtathletik-Outfit des US-Ausstatters Nike sorgt für heftige Kritik - die aber nicht alle Sportlerinnen nachvollziehen können.

"Soll das ein Bikini sein?" Das ist noch eine der harmloseren Reaktionen auf ein neues Leichtathleitik-Outfit, das der US-Konzern Nike vor einigen Tagen für die Olympischen Spiele in Paris vorgestellt hat.

Ein Outfit für Frauen, wohlgemerkt. In sozialen Medien sorgte vor allem ein von einem Fachmagazin gepostetes Bild für kritische Kommentare. Es zeigt je ein Outfit für Männer und eines für Frauen. Das für Frauen ist äußerst knapp geschnitten - und an dem für Männer ist deutlich mehr Stoff dran.

Dieses Element beinhaltet Daten von Instagram. Sie können die Einbettung auf unserer Datenschutzseite deaktivieren.

Sexismus-Kritik wegen Olympia-Outfit von Nike für Frauen

Viele aktive und ehemalige Athletinnen äußerten zum Teil heftige Kritik. Die ehemalige Langstreckenläuferin Lauren Fleshman sieht die Kräfte des Patriarchats am Werk. Und Hürdenläuferin Queen Harrison Claye fragte wegen des äußerst knappen Outfits ironisch, ob nicht vielleicht eine Waxing-Kette die US-Sportlerinnen sponsorn wolle.

Auch viele User in den sozialen Netzwerken äußerten sich ironisch. Warum denn überhaupt noch Outfits für Frauen entworfen würden, fragte eine Nutzerin bei X. Zahnseide würde doch auch ausreichen. Und ein User fragte bei Instagram: "Warum ist das immer noch so, dass Frauen in halben Tangas laufen müssen? Das wirkt so altmodisch."

Knappe Sportkleidung: ästhetisch oder sexistisch?

WDR 5 Tagesgespräch 16.04.2024 39:48 Min. Verfügbar bis 16.04.2025 WDR 5


Download

Seit Jahren Diskussion um zu knappe Outfits für Sportlerinnen

Norwegische Beachhandball-Mannschaft musste Strafe zahlen, weil die Sportlerinnen Shorts statt Bikinihosen trugen.

Norwegische Beachhandball-Mannschaft 2021

Die Debatte um die Olympia-Outfits von Nike erinnerte viele an Diskussionen über knappe Bekleidung von Sportlerinnen in den vergangenen Jahren. So waren 2021 etwa die norwegischen Beachhandballerinen bestraft worden, weil sie Shorts statt der vorgeschriebenen Bikinihosen trugen.

Die deutschen Turnerinnen entscheiden sich bei den Olympischen Spielen 2021 in Japans Hauptstadt Tokio für einen langen Anzug. Turnerin Elisabeth Seitz hatte dem SWR gesagt: "Da wird es sehr, sehr viele geben, die in einem Langbein-Anzug auch ihre Haltung verändern, weil sie eines wissen: Dass der Anzug nicht mehr verrutschen kann an Stellen, wo keiner hinschauen sollte."

Sportlerinnen können bei Olympia unterschiedliche Outfits wählen

Doch anders als etwa im Fall der norwegischen Beachhandballerinnen sind die von Nike ausgestatteten Sportlerinnen bei Olympia nicht verpflichtet, auf ein knappes Outfit zu setzen. Nach Angaben des US-Herstellers gibt es Dutzende Kleidungsstücke zur Auswahl. Einige seien auf bestimmte Wettkampfarten abgestimmt. Die Athleten könnten daher bei den Olympischen Spielen in Paris Outfits wählen, "die ihrem Stil und ihren persönlichen Vorlieben entsprechen, ohne auf Komfort verzichten zu müssen".

Auch die Sportlerinnen und Sportler des Deutschen Leichtathletik-Verbands werden von Nike ausgestattet. Unter anderem die Weitsprung-Olympiasiegerin von Tokio Malaika Mihambo war bei der Präsentation der Outfits in Paris am Start.

Dieses Element beinhaltet Daten von Instagram. Sie können die Einbettung auf unserer Datenschutzseite deaktivieren.

Olympiasiegerin Mihambo: Habe mich wohl gefühlt

Der Deutsche Leichtathletik-Verband teilte auf WDR-Anfrage schriftlich mit, von Seiten der DLV-Athletinnen oder Athleten habe es bisher keinerlei Kritik gegeben. Man arbeite eng mit Nike und den Sportlerinnen und Sportlern zusammen.

Diese (Sportlerinnen und Sportler) können selbstverständlich aus einer Vielzahl an verschiedenen Wettkampf-Outfits ihre persönliche Auswahl treffen. Somit stellen wir sicher, dass sich jede*r Athlet* in den jeweiligen Outfits wohl fühlt. Deutscher Leichtathletik-Verband

Malaika Mihambo hatte auf Anfragen von Medien erklärt, sie habe sich in dem Ganzkörpertrikot wohl gefühlt. "Für den Wettkampf steht uns Athletinnen und Athleten eine große Kollektion mit verschiedenen Styles zur Verfügung, aus der wir unsere persönliche Auswahl für den Wettkampf treffen können.“ Passend für die jeweiligen sportlichen und persönlichen Bedürfnisse sei ihrer Meinung nach für jeden etwas dabei. Dem sei nichts hinzuzufügen, hieß es von ihrer Agentur nun auf Nachfrage des WDR.

Unsere Quellen:

  • WDR-Anfrage beim DLV und der Agentur von Malaika Mihambo
  • Posts bei Instagram und X
  • Nachrichtenagentur Reuters
  • sportschau.de

Weitere Themen