Unfall in Petershagen mit zwei Toten

E-Call-Notrufsystem: Tausende Verkehrstote weniger?

Stand: 17.07.2024, 12:36 Uhr

Seit 2018 müssen alle neu genehmigten Fahrzeugtypen in der EU das Notrufsystem E-Call haben. Bei schweren Unfällen kann damit schnelle Hilfe gerufen werden - so wie am Dienstag auf der A57.

Der "Emergency Call" - kurz "E-Call" - kann im Notfall viel Zeit sparen. Nach Schätzungen der EU-Kommission brauchen Rettungskräfte nur noch halb so viel Zeit, bis sie an der Unfallstelle sind, wenn sie über E-Call gerufen werden. Die EU rechnet langfristig mit rund 2.500 weniger Verkehrstoten pro Jahr in den Mitgliedsstaaten, wenn die meisten Autos mit E-Call ausgestattet sind. Bis es soweit ist, kann es allerdings noch dauern.

In Einzelfällen hat sich E-Call schon jetzt bewährt - wie zum Beispiel bei diesem Unfall am Dienstag auf der A57 bei Goch. Der schwer verletzte Fahrer konnte nur Dank eines E-Call-Systems im Auto gefunden und gerettet werden.

Automatischer Notruf bei schweren Unfällen

In der EU sind E-Calls bei allen Grund-Fahrzeugtypen, die nach April 2018 genehmigt wurden, Pflicht. Ist ein Auto mit dem System ausgerüstet, kann es automatisch einen Notruf absetzen. Das läuft über den Mobilfunk und die Satellitenortung. Wenn bei einem schweren Unfall die Airbags ausgelöst werden, wird automatisch die Notfrufnummer 112 angerufen. Manche Fahrzeughersteller haben auch einen eigenen Notrufdienst, der priorisiert wird. Im Notfall könnte das aber Zeit kosten, warnt der ADAC, denn diese privaten Telefonzentralen würden erst in einem zweiten Schritt an die Rettungsleitstelle verbinden. Nur die kann Notarzt und Rettungswagen losschicken. Der ADAC rät, das vorher abzuklären. Wenn, dann könne man die Notrufnummer in der Werkstatt ändern lassen, denn alle Fahrzeughersteller müssten grundsätzlich den Notruf über die 112 anbieten.

System überträgt wichtige Infos an Rettungskräfte

Wenn die Insassen nach einem Unfall nicht mehr ansprechbar sind, nützt der Notruf allerdings nicht wirklich etwas. Deshalb überträgt das System dann automatisch wichtige Infos an die nächste Rettungsstelle in der Nähe; zum Beispiel den Standort, die Uhrzeit des Unfalls und wie viele Menschen im Auto sitzen - das geht aber nur, wenn alle angeschnallt waren. E-Call checkt dabei die Anschnallgurte, nicht das Gewicht auf einem Sitz. Wenn dort eine schwere Tasche steht, wird die nicht als Person erkannt. Die 112-Rettungsleitstellen sind technisch in der Lage, die gesendeten Daten auszulesen.

SOS Taste für medizinische Notfälle

Ein E-Call lässt sich auch manuell auslösen. Dafür gibt es im Auto eine SOS-Taste. Bei einem medizinischen Notfall wie einem Herzinfarkt, kann so schnell Hilfe geholt werden. In solchen Fällen kann E-Call nicht automatisch reagieren, weil das System mit den Airbags zusammenhängt. E-Call funktioniert in allen EU-Ländern. Die 112-Rettungsleitstellen sind technisch in der Lage, die gesendeten Daten auszulesen, Mitarbeitende sind auf das System geschult.

Unsere Quellen:

  • Polizei Düsseldorf
  • ADAC

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 17.07.24 auch im Fernsehen: WDR aktuell, 12.45 Uhr.

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