Ob als Schokofigur im Nikolausstiefel oder Geschenkebringer auf Weihnachtsmärkten: Oft sieht der Nikolaus genauso aus wie der Weihnachtsmann - ein alter Mann mit weißem Rauschebart und rotem Gewand. Über beide wird in Kinderkreisen heiß diskutiert: Gibt es sie überhaupt? Und wenn ja: Wie viele?
Rauschebart und roter Mantel: Der Weihnachtsmann
Klar ist zumindest: Es gibt für den Nikolaus ein historisches Vorbild. Und wahrscheinlich sind es sogar zwei. Was man über den Nikolaus wissen sollte:
War Nikolaus ein Türke?
Die Antwort darauf ist einfach und kompliziert zugleich. Kompliziert, weil Nikolaus, wie wir ihn heute verehren, wohl auf eine Verschmelzung zweier historischer Personen zurückgeht: auf Nikolaus von Myra und Abt Nikolaus aus Sion. Das wisse man "aufgrund kritischer Textanalysen", heißt es im Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland, katholisch.de.
Außerdem liegt das Leben insbesondere von Nikolaus von Myra so weit zurück, dass durchaus Zweifel an seiner Existenz bestehen können. Andreas Müller, Theologe für Kirchengeschichte an der Kieler Universität, formuliert es vorsichtig so: "Es ist nicht unwahrscheinlich, dass es die Person gegeben hat."
Klar ist: Beide Nikoläuse waren zwar keine Türken, weil es die Türkei damals noch nicht gab, aber sie lebten und wirkten auf dem heutigen Gebiet der Türkei.
Wann und wo lebten die beiden Nikolaus-Vorbilder?
Darstellung des Heiligen Nikolaus von Myra in einem Gemälde.
Der bekannteste historische Nikolaus ist Nikolaus von Myra. Christen verehren ihn heute als Heiligen. Er wurde wohl irgendwann zwischen 280 und 286 in Patara in der antiken Landschaft Lykien am Mittelmeer geboren. Heute befindet sich dort der Ort Kalkan in der türkischen Provinz Antalya. In der Nähe liegt Myra (heute Demre), wo Nikolaus als Bischof wirkte. Er starb irgendwann zwischen den Jahren zwischen 345 und 351.
Abt Nikolaus lebte zunächst im Mönchskloster Sion, das sich ebenfalls in der Nähe von Myra befand. Später wurde er Bischof von Pinara, heute ebenfalls Türkei, Provinz Muğla. Bekannt ist, dass er am 10. Dezember 564 gestorben sein soll.
Warum feiert man Nikolaus am 6. Dezember?
Der 6. Dezember gilt als Todestag des bekannten Nikolaus' von Myra. Beide Nikoläuse, die wohl den heutigen Brauch zum Nikolaustag geformt haben, wurden schon früh als Wohltäter verehrt.
Warum, dazu gibt es einige Legenden, die sich um Nikolaus von Myra ranken. Eine der bekanntesten ist die eines armen Mannes, der seine drei Töchter zur Prostitution auf die Straße schicken wollte, um irgendwie das Überleben zu sichern. Um dies zu verhindern, soll Nikolaus drei Klumpen Gold durchs Fenster geworfen haben oder auch durch den Kamin, wo sie direkt in die zum Trocknen aufgehängten Socken gefallen seien.
Weshalb kriegen Kinder zu Nikolaus Geschenke?
Besonders beliebt: Der Schoko-Nikolaus
Nikolaus gilt seit jeher als Schutzpatron der Kinder. Im Mittelalter entwickelte sich der Brauch, dass ein als Nikolaus verkleideter Mann die Familien besuchte, wobei er artige Kinder belohnte und unartige bestrafte.
Diese Aufgabe überließ der Heilige übrigens häufig seinem Begleiter, der je nach Region anders hieß, etwa Knecht Ruprecht, Krampus, Pelzmärtl, Hans Muff oder - in den Niederlanden - der Zwarte Piet. Es sind Figuren, die heute aus verschiedenen Gründen umstritten sind und daher oft nicht mehr dabei sind.
Warum gibt es Nikolausstiefel?
Dass Kinder heute Stiefel vor die Tür stellen, damit Nikolaus sie in der Nacht auf den 6. Dezember mit Leckereien befüllt, geht auf eine andere Legende um Nikolaus von Myra zurück. Demnach rettete der Bischof in Not geratene Seeleute vor dem Tod, indem er einen schweren Sturm auf dem Meer stillte.
Nikolaus-Stiefel gefüllt mit Leckereien.
In Erinnerung daran bastelten Kinder früher Schiffchen, zum Beispiel aus Papier, damit der Heilige Geschenke in sie hineinlegen sollte. Später wurden die Nikolaus-Schiffchen offenbar einfach durch Schuhwerk, Strümpfe oder Gabenteller ersetzt.
Was hat der Nikolaus mit dem Weihnachtsmann zu tun?
In den Niederlanden wird Nikolaus als Sinterklaas geehrt. Von dort soll das Brauchtum in die USA gebracht worden sein. In Kombination mit Knecht Ruprecht ist daraus offenbar Santa Claus entstanden, der in der Nacht auf den 25. Dezember die Geschenke bringt - das amerikanische Pendant zum Weihnachtsmann.
Die Bräuche zum Nikolaustag und zu Weihnachten haben sich somit über die Jahrhunderte ein Stück weit verbunden. Ursprünglich haben sie aber nichts miteinander zu tun.
Unsere Quellen:
- Katholische Nachrichten-Agentur (KNA)
- Nachrichtenagentur Evangelischer Presse-Dienst (epd)
- katholisch.de, Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland
- Theologe Andreas Müller, Uni Kiel (über epd)
Über dieses Thema berichten wir am 06.12.2024 auch im WDR Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr