Die bevorstehende Europawahl rückt die AfD und ihre Spitzenkandidaten ins Rampenlicht. Maximilian Krah, der vergangenes Wochenende in Magdeburg von fast zwei Dritteln der Delegiertenstimmen zum AfD-Spitzenkandidaten gewählt wurde, machte bereits in seiner Bewerbungsrede deutlich, wen er für die Probleme im Land verantwortlich macht.
Er äußerte sich kritisch über Zuwanderer und behauptete, dass Schüler in Sachsen an Sonder- und Hauptschulen mehr als 50 Prozent Migrationshintergrund hätten, was angeblich zu Unterrichtsproblemen und Ängsten bei den Kindern führe. Diese Äußerungen spiegeln deutlich die rechtspopulistische und fremdenfeindliche Ausrichtung von Krah und der Partei wider.
Verfassungsschutz warnt
Mit diesen Aussagen war Krah nicht alleine. Auch andere Bewerber schreckten in ihren Bewerbungsrunden nicht vor rechtsextremen Aussagen zurück. Petr Bystron, der auf Platz zwei steht, wetterte in seiner Bewerbungsrede gegen Globalisten und setzte sich vehement gegen Migrantenquoten und Zuwanderung ein und lobte sogar die als rechtsextrem eingestufte "Identitäre Bewegung".
Auch der dritte Kandidat, Rene Aust, plädierte in seiner Rede für eine "Festung Europa". Er nannte den ungarischen Regierungschef Viktor Orban als Beispiel für gutes Regieren, der jedoch wegen seiner autoritären Führung und der Einschränkung der Medienfreiheit in der Kritik steht. Auf Platz vier befindet sich die EU-Abgeordnete Christine Anderson, die mit Verschwörungsmythen spielt und einen sofortigen Austritt aus der EU fordert.
Thomas Haldenwang, der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, äußerte Bedenken über die zunehmende Zahl von Vertretern im Europäischen Parlament, die Positionen vertreten, die nicht mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung vereinbar sind.
Kampf um Listenplätze trotz EU-Kritik
Christoph Ullrich berichtet seit 2015 über die AfD. Diese Veranstaltung aber habe selbst ihn überrascht. Bisher habe es bei Parteitagen oder Zusammenkünften immer auch gemäßigtere Stimmen gegeben - in Magdeburg sei davon nicht mehr zu hören gewesen. Stattdessen Parteimitglieder, die sich in ihren Bewerbungsreden mit radikalen Aussagen versuchten zu überbieten und Verwerfungen zwischen den regionalen Untergruppen. Für Christoph Ullrich ist das Motiv klar.
Der Podcast "nah dran"
Im Podcast "nah dran - die Geschichte hinter der Nachricht" erzählen unsere Reporterinnen und Reporter, was sie bei ihren Recherchen erlebt haben. Sie werfen einen Blick hinter die Nachrichten, hören Betroffenen zu und erleben selbst mit, wovon die meisten nur kurz in den wöchentlichen Schlagzeilen lesen. Näher ran als sie kommt keiner - egal ob im Ausland, in der Hauptstadt oder direkt vor unserer Tür in der Region.
AfD-Parteitag: Die radikale Abkehr von der EU
Aktuelle Stunde. 06.08.2023. 36:41 Min.. UT. Verfügbar bis 06.08.2025. WDR. Von Alexa Schulz.