Mpox-Virus: Wie gefährlich ist es und wer sollte sich impfen lassen?
Stand: 16.08.2024, 15:40 Uhr
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat angesichts der Viruskrankheit Mpox in Afrika eine internationale Notlage ausgerufen. Wie groß ist die Gefahr? Wer sollte sich impfen lassen? Fragen und Antworten.
Mittlerweile gibt es zu diesem Thema einen neuen Stand. In Köln wurde deutschlandweit der erste Mpox-Fall der neuen Variante nachgewiesen. Die aktuellen Infos gibt es hier:
Die Behörde der Vereinten Nationen erklärte am Mittwoch eine "Gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite", weil die Ausbreitung einer neuen Variante von Mpox in mehreren Ländern zu einem Gesundheitsrisiko werden könnte. Konkrete Folgen hat die WHO-Erklärung nicht. Allerdings sollen sich die Staaten auf mögliche Ausbrüche vorbereiten.
Weltweite Notlage: Das steckt hinter der Mpox-Warnung
Aktuelle Stunde . 15.08.2024. 28:24 Min.. UT. Verfügbar bis 15.08.2026. WDR. Von Raphael Markert.
Schweden meldete jetzt den ersten Mpox-Fall mit der neuen Variante außerhalb Afrikas. Laut schwedischen Behörden hat sich die Person während eines Aufenthalts in einem afrikanischen Land angesteckt. China hat wegen der internationalen Warnung bereits die Einreisebestimmungen verschärft. Einreisende werden ab sofort stichprobenartig auf Symptome kontrolliert und gegebenenfalls getestet.
Was für eine Krankheit ist Mpox und wie gefährlich ist sie? Könnte sie auch Deutschland erreichen? Fragen und Antworten.
Was ist Mpox für eine Krankheit?
Mpox wird von einem Virus verursacht, das in Wildtieren vorkommt und gelegentlich auf den Menschen überspringt, der es wiederum an andere Menschen weitergeben kann. Früher war die Krankheit unter dem Namen "Affenpocken" bekannt, weil sie erstmals in Primaten nachgewiesen wurde. "Die Weltgesundheitsorganisation will nicht mehr Namen von Tieren oder Orten für Viren verwenden, weil das diskriminierend sei", erklärt Christina Sartori von der WDR-Wissenschaftsredaktion. Ohnehin finde sich das Virus häufiger in Nagetieren als in Affen.
Mpox ist mit dem klassischen Pockenvirus (Variola-Virus) verwandt. Es löst vor allem Hautausschlag, aber auch Fieber aus und kann vor allem für Kinder tödlich sein. Der Impfstoff gegen das Pockenvirus schützt aber auch vor einer Infektion mit dem Mpox-Virus.
Die WHO hatte bereits einmal im Juli 2022 eine Notlage wegen Mpox ausgerufen. Damals gab es Fälle in mehr als 60 Ländern.
Warum kommt jetzt die Warnung der WHO?
Die Sorge der WHO bezieht sich auf eine neue Virus-Variante, die Ende 2023 im Osten der Demokratischen Republik Kongo entdeckt worden ist. Es sei nicht das Virus, das 2022 in Deutschland kursierte und in sehr geringen Fallzahlen noch im Umlauf ist, sagt Sartori: "Aber die beiden Mpox-Viren sind eng miteinander verwandt. Wissenschaftler sagen, dass es sich um zwei verschiedene 'Claden' handelt." Die jetzt im Kongo und benachbarten Ländern auftretenden Infektionen gingen vor allem auf die Mpox-Clade I zurück, die als gefährlicher gelte als Clade II.
Christina Sartori
In diesem Jahr seien schon mehr als 14.000 mögliche Infektionen gemeldet worden und mehr als 500 Menschen seien an Mpox gestorben, darunter viele Kinder. "Doch die Zahlen sind sehr unzuverlässig, weil kaum oder nur selten getestet wird und nicht jeder, der krank ist, zum Arzt geht. Außerdem muss bedacht werden, dass die Kindersterblichkeit in der Demokratischen Republik Kongo leider generell deutlich höher ist, als in europäischen Ländern", sagt Sartori.
Dass die WHO eine gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite ausgerufen hat, habe kaum praktische Konsequenzen, sondern warne vor allem vor der Dimension der Gefahr: "Es ist daher wichtig, dass die betroffenen afrikanischen Länder Hilfe erhalten von reicheren Ländern: Zum Beispiel fehlt es dort an Möglichkeiten, kranke Menschen auf das Virus zu testen, und es fehlt an Impfstoffen", erklärt Sartori.
Könnte die Krankheit auch in Deutschland auftreten?
Die ungefährlichere Mpox-Clade II ist in NRW mit sehr geringen Fallzahlen nach wie vor im Umlauf. 2024 hat das RKI bislang 17 Fälle registriert. Die Europäische Gesundheitsbehörde ECDC hat das Risiko einer Ausbreitung der neuen Variante in Europa noch vor zwei Wochen als "sehr gering" eingeschätzt. Das Landeszentrum Gesundheit teilte am Donnerstag auf WDR-Anfrage mit, dass es noch keine bekannten Fälle in NRW gebe.
Die mit dem "alten" Virus Infizierten seien in NRW allesamt Männer, wobei zwei von ihnen in einem Krankenhaus behandelt werden mussten. Todesfälle durch Mpox sind in Deutschland nicht bekannt. Sartori sieht trotz der neuesten Entwicklungen im Kongo "kein akutes Risiko für Menschen in Deutschland". Es liege aber im "Interesse Europas oder anderer Kontinente, Afrika darin zu unterstützen, den Ausbruch einzudämmen".
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht nach dem Auftreten des Mpox-Falls in Schweden ebenfalls keinen Grund für Beunruhigung. "Mpox stellen für unsere Bevölkerung momentan keine große Gefahr dar", so Lauterbach am Freitag. Der Fall in Schweden ändere nichts an dieser Risikoeinschätzung für Deutschland und Europa.
Wer ist gefährdet?
"Das Virus verbreitet sich durch direkten Kontakt, also Berührung und über sexuelle Übertragung", sagt Sartori. Die Ständige Impfkommission (Stiko) sieht in der Mpox-Risikogruppe insbesondere "Männer, die Sex mit Männern haben und dabei häufig die Partner wechseln".
Tatsächlich betraf der Großteil der Mpox-Infektionen im Jahr 2022 die schwule Community. Allerdings weisen Experten darauf hin, dass sexuelle Kontakte beziehungsweise enger Körperkontakt genauso bei Frauen und Heterosexuellen zu einer Infektion führen können.
Für wen ist eine Impfung sinnvoll?
Laut dem RKI schützt eine Impfung mit dem Präparat Imvanex / Jynneos "sehr gut vor schweren Mpox-Erkrankungen". Die Impfung wird aber nur bestimmten Gruppen empfohlen: Als Risikogruppen gelten neben den von der Stiko genannten Männern, die häufig wechselnde Sexualpartner haben auch medizinisches Personal mit engem Kontakt zu Infizierten oder beim Umgang mit infektiösen Laborproben, die Orthopockenmaterial enthalten. Geimpft werden sollten laut RKI auch Personen mit Immundefizienz.
Die STIKO empfiehlt diesen Menschen die Impfung ab dem Alter von 18 Jahren. Die Grundimmunisierung für Personen, die noch nie eine Pockenimpfung erhalten haben, erfolgt mit zwei Impfdosen im Abstand von 28 Tagen. Die erste Dosis vermittelt bereits einen guten Basisschutz gegenüber Mpox, die zweite Dosis verlängert die Dauer des Impfschutzes. Bei Personen, die in der Vergangenheit gegen Pocken geimpft worden sind, reicht eine einmalige Impfstoffgabe aus.
Die Impfung schützt am besten, wenn sie vorbeugend gegeben wird. Aber auch nach dem Kontakt mit einer infizierten Person kann eine Impfung das Erkrankungsrisiko verringern - sie sollte dann innerhalb von vier Tagen nach dem Kontakt erfolgen, heißt es beim RKI.
Keine Impfung wird für Kinder empfohlen - das Risiko für Kinder, sich mit Mpox zu infizieren, ist in Deutschland sehr gering. Stand Mitte August 2022 - aktuellere Zahlen liegen derzeit nicht vor - wurden in Deutschland im Rahmen des weltweiten Ausbruchsgeschehen zwei Fälle bei Jugendlichen und ein Fall bei einem 4-jährigen Kind registriert. Aus Ländern mit Mpox-Vorkommen ist bekannt, dass Säuglinge, Kinder unter 8 Jahren, immundefiziente Kinder sowie Kinder mit Hautekzemen und anderen Hauterkrankungen nach einer Mpox-Infektion besonders gefährdet sind, schwer zu erkranken.
Unsere Quellen:
- Gespräch mit der WDR-Wissenschaftsexpertin Christina Sartori
- Robert-Koch-Institut (RKI)
- Paul-Ehrlich-Institut (PEI)
- Weltgesundheitsorganisation (WHO)
- Ständige Impfkommission (Stiko)
- Nachrichtenagentur dpa