Wohnungsbaukrise. Die Mieten steigen
Aktuelle Stunde. 24.09.2023. UT. Verfügbar bis 24.09.2025. WDR.
Mieten steigen besonders in kleineren Städten
Stand: 24.09.2023, 18:57 Uhr
In kleineren Städten steigen die Mieten zurzeit stärker als in vielen Metropolen. Das antwortete das Bundes-Bauministerium einer Linken-Abgeordneten.
Spitzenreiter bei dem Anstieg war im vergangenen Jahr Delmenhorst in Niedersachsen mit einem Plus von 13,2 Prozent, gefolgt von Worms in Rheinland-Pfalz und Weiden in Bayern.
Bundesweit stieg die Nettokaltmiete 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozent auf 9,83 Euro je Quadratmeter. Einige Städte liegen jedoch beim prozentualen Anstieg viel höher. Auf den Plätzen hinter Delmenhorst, Worms und Weiden folgen unter anderem auch die NRW-Städte Solingen und Mülheim an der Ruhr.
Inserate und Internetportale ausgewertet
Einige dieser Städte blieben trotz der Steigerung unter dem bundesweiten Durchschnitt der Nettokaltmiete, weil Wohnen dort vorher sehr billig war. So lag der Durchschnittswert in Mülheim trotz des Anstiegs bei 7,81 Euro je Quadratmeter.
Das Bauministerium bezieht sich bei den Zahlen auf eine Auswertung von Inseraten aus Internetportalen und Zeitungen für Vermietungen von Wohnungen in Größen von 40 bis 100 Quadratmetern. Verglichen wurde die verlangte Nettokaltmiete.
Teurere Wohnungen - auch in kleineren Städten
Die Linken-Bundestagsabgeordneten und wohnungspolitische Sprecherin Caren Lay hat die Zahlen beim Bauministerium angefragt. "Es ist alarmierend, dass die Mieten jetzt da steigen, wo sie bisher noch bezahlbar waren", sagte Lay. "Der Mietenwahnsinn weitet sich immer weiter aus und erreicht kleinere Städte und den ländlichen Raum."
Bei der Nettokaltmiete liegt NRW knapp unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. Grundsätzich ist aber erkennbar, dass die Mieten steigen. So liegen laut Mikrozensus 2022 die Nettokaltmieten von Wohnungen, die 2019 oder später bezogen wurden, deutlich über dem Durchschnitt - auch in Kleinstädten oder auf dem Land.
Umland rechnet mit weiteren Zuzügen
Auch in Solingen sind die Mietpreise zuletzt stark gestiegen. Trotzdem sind Wohnungen in der Stadt beliebt. "Wir haben Zuzug aus Düsseldorf, aus Hilden, da die Mietpreise in den Umgebungsregionen wesentlich über denen liegen wie hier in Solingen", berichtet Immobilienmaklerin Sabine Littera dem WDR. Und obwohl auch die Solinger Preise zuletzt bis auf durchschnittlich 8,41 Euro stark angestiegen seien, rechne sie mit weiteren Zuzügen, "weil die Mietpreise in den Metropolen weiter steigen werden."
Eine umfassende Auswertung von Wohnungsanzeigen, die die NRW.Bank dem WDR zur Verfügung gestellt hat, zeigt, dass die Unterschiede innerhalb des Bundeslands trotz des Anstiegs in Kleinstädten noch sehr groß sind. Während etwa die Mieten für Bestandswohnungen in Köln im Jahr 2021 bei 12,20 Euro pro Quadratmeter lag, kostete die Miete im Kreis Höxter im Schnitt 5,32 Euro pro Quadratmeter.
Wohnungsbaugipfel am Montag
"Die Bundesregierung muss jetzt mit einem Mietenstopp weitere Mieterhöhungen verhindern", forderte die Linken-Politikerin Lay vor dem Wohnungsbaugipfel im Kanzleramt am Montag.
Klara Geywitz: Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen
Bauministerin Klara Geywitz (SPD) kündigte im Hinblick auf den Gipfel bereits an, dass es eine Milliarde Euro zusätzlich für neue Wohnheime für Studierende und Auszubildende geben soll. Auch Familien sollen mehr Förderung bekommen. Und es soll weniger strenge Energiesparvorschriften geben.
Die Bundesregierung hatte im Frühjahr vergangenen Jahres das "Bündnis bezahlbarer Wohnraum" gegründet. Das Gremium formulierte das Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen. Nun soll Bilanz gezogen werden.
Unsere Quellen:
- Mikrozensus 2022
- empirica-Preisdatenbank (zur Verfügung gestellt von der NRW.Bank)
- Agenturmeldungen von dpa, Reuters und AFP
- WDR Aktuelle Stunde vom 24.09.2023