Gäste im Freischütz

Gastronomen fürchten mögliche Mehrwertsteuererhöhung

Stand: 17.11.2023, 21:42 Uhr

Die Mehrwertsteuer auf Speisen könnte im Januar wieder auf 19 Prozent steigen. Gastronomen schlagen deshalb Alarm. Philip Winterkamp bangt um seinen "Freischütz" in Schwerte.

Von Sophie Conrad

Gastwirt Philip Winterkamp hofft immer noch, dass die Erhöhung der Mehrwertsteuer ausbleibt. Diese wurde während der Corona-Pandemie auf sieben Prozent gesenkt, um Gastronomen zu entlasten. Jetzt fürchtet er, dass diese Senkung mit Ende des Jahres wieder rückgängig gemacht wird. Für Philip Winterkamp würde das bedeuten, dass er seine Preise entsprechend anpassen müsste.

"Nach drei krisengetriebenen Jahren ist das nicht das, was wir brauchen, um optimistisch in die Zukunft zu blicken." Philip Winterkamp, Geschäftsführer Freischütz Schwerte

Kosten landen beim Gast

Auch das letzte Jahr sei aufgrund des Ukraine-Kriegs eher durchwachsen gewesen, sagt Winterkamp. Er habe keine andere Möglichkeit als die Preissteigerung auf 19 Prozent an seine Kunden weiterzugeben. "Wir müssen eine schwarze Null schreiben, um am Markt zu bleiben." Besonders schwierig sei, dass die meisten Gäste zwar Verständnis haben, sich die Kosten aber vielleicht nicht mehr leisten können.

Im laufenden Restaurantbetrieb bemerkt man aber nichts von seinen Sorgen. Es duftet nach Essen und die Stimmung ist entspannt und ausgelassen. Philip Winterkamp hatte das Traditionshaus im Frühjahr 2020 übernommen, mitten in der Corona-Pandemie.

Gäste im Freischütz

Der "Freischütz" Schwerte von außen.

Der "Freischütz" ist nicht nur ein Restaurant, dazu gehören auch ein Biergarten und ein Saal, in dem gerne auch Hochzeiten und Privatfeiern stattfinden. Hier kommen schon jahrelang Radfahrer, Wanderer und Familien her. Doch die vergangenen Krisenjahre und auch die Kosten der Renovierung seien noch spürbar, sagt Winterkamp.

Gehaltskürzungen und Qualitätsminderung sind keine Optionen

Auch die Privatfeiern im großen Saal, so fürchtet er, könnten weniger werden falls die Mehrwertsteuer wieder erhöht werden sollte. Pläne, wie Winterkamp damit umgehen will, hat er noch keine. Die Qualität solle keinesfalls leiden, Gehaltskürzungen bei den Mitarbeitern sei keine Option. Im Gegenteil: Winterkamp schätzt seine Mitarbeiter sehr.

"Das Wort Insolvenz sehe ich sehr wohl - das ist eine Gefahr, die wir laufend haben." Philip Winterkamp

Auch deshalb will er seine Mitarbeiter immer mit ins Boot holen. Falls es schwierig werde, informiere er sie. "Es bringt ja auch nichts, wenn ich behaupte, alles ist sicher."

Gäste haben Verständnis für Kostenumlegung

Gäste im Freischütz

Die Freundinnen mit Annette Stockhausen (v.l.) und Renate Haverkamp (h.r.)

Von seinen Gästen wünscht sich Winterkamp vor allem eins: Verständnis. Zwei Tische weiter sitzt eine Gruppe Freundinnen. Die ehemaligen Arbeitskolleginnen wohnen in der Nähe und kennen den "Freischütz" sehr gut. Annette Stockhausen sagt: "Ich würde die Preise nicht mehr so gerne zahlen. Viele können sich das auch nicht mehr leisten und müssten darauf sparen, Essen zu gehen."

Auch Familie Nielinger isst heute gemeinsam im "Freischütz" zu Abend. Das Verständnis ist zwar da, trotzdem ist der Restaurantbesuch für sie teuer geworden. Sie haben schon mitbekommen, dass Freunde deshalb nicht mehr so oft Essen gehen. Sie sind sich aber sicher: "Wir werden unser Leben nicht verändern." Für Philip Winterkamp wahrscheinlich Musik in den Ohren. Er sagt aber: "Ob wir das schaffen, weiß ich nicht."

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