Mutmaßliche Gruppenvergewaltigung: Angst und Betroffenheit unter Urlaubern
Stand: 18.07.2023, 20:07 Uhr
Die mutmaßliche Gruppenvergewaltigung auf Mallorca ist auch Gesprächsthema bei den Urlaubern auf der Insel. Sie äußern Angst und Betroffenheit. Im Fall des ausgetauschten Ermittlungsrichters gibt es neue Justiz-Informationen.
Eine Gerichtssprecherin auf Mallorca dementierte gegenüber dem WDR, dass der Richterwechsel auf Antrag der Verteidigung geschehen ist. Eine spanische Anwältin hatte der Deutschen Presse-Agentur am Montag gesagt, der Richter, der am Samstag fünf beschuldigte Urlauber aus Deutschland in Untersuchungshaft geschickt hatte, werde auf ihren Antrag hin durch einen anderen ersetzt.
Nun heißt es: Der Richter habe zwar die U-Haft der Beschuldigten veranlasst. Dann habe er aber den Fall direkt an ein anderes Gericht weitergeleitet, weil dieses zuständig gewesen sei, als sich der Fall ereignete.
Fünf jungen Männern aus dem Märkischen Kreis wird vorgeworfen, in der Nacht zu Donnerstag eine ebenfalls deutsche Touristin auf Mallorca vergewaltigt zu haben.
Gesprächsthema auf Mallorca
Auf Mallorca gebe es eine große Betroffenheit, sagt WDR-Reporterin Astrid Houben in einer Schalte in der Aktuellen Stunde. Junge Frauen hätten ihr auch von Angst und einem unguten Gefühl berichtet, wenn sie auf Gruppen von jungen Männern treffen.
Es gebe auch junge Männer, die sich nun Gedanken machten, wie sie in einer Gruppe auf Frauen wirkten. Für andere Touristen sei das aber überhaupt kein Thema, berichtet Astrid Houben auf Mallorca. Sie wollten einfach nur feiern.
Unklar, wieviele der Verdächtigen die Anwältin vertritt
Die Beschuldigten sind zwischen 21 und 23 Jahre alt und kommen aus dem Märkischen Kreis in NRW. Ein Anwalt aus Iserlohn, der einen der Tatverdächtigen vertritt, hatte gegenüber dem WDR bestätigt, dass die jungen Männer in Lüdenscheid und Umgebung wohnen.
Die Männer sollen eine 18-jährige Touristin aus Deutschland in der Nacht auf Donnerstag in einem Hotelzimmer am Ballermann zum Sex gezwungen oder dabei tatenlos zugeschaut haben. Die spanische Anwältin sagte auch, sie sei es gewesen, die die Freilassung eines sechsten Angehörigen der Freundesgruppe erreicht habe, der zunächst ebenfalls festgenommen worden war.
Bessere Chancen auf Kaution durch Richterwechsel
Über den weiteren Verlauf des Untersuchungsverfahrens im Fall der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung entscheidet fortan das Ermittlungsgericht Nummer 5 - und nicht das von Richter Antoni Rotger angeführte Gericht Nummer 8.
Nach übereinstimmender Einschätzung von Medien der Insel verbessern sich damit die Chancen der Beschuldigten, mit Kaution auf freien Fuß gesetzt zu werden und bis zu einer Entscheidung, ob es zu einer Anklage und zum Prozess kommt, in die Heimat zurückkehren zu dürfen.
Rotgers hielt deutsche Kegler nach Brandstiftung lange in U-Haft
Der Richter-Tausch wird auf Mallorca deshalb als Erfolg für die Beschuldigten bewertet, weil der bisher zuständige Rotger als besonders rigoros und unnachgiebig gilt. Er hatte keine Freilassung auf Kaution zugestanden. Er war es auch, der vor rund einem Jahr im Fall der auf Mallorca der Brandstiftung beschuldigten Hobbykegler aus dem Münsterland acht der Beschuldigten knapp zwei Monate in U-Haft gehalten hatte.
Die "Kegelbrüder" kamen Mitte Juli 2022 frei, als das Anwaltsteam der Gruppe - zu dem auch die Spanierin gehörte - einen Urlaub Rotgers ausnutzte, um eine Freilassung auf Kaution zu beantragen. Diese wurde von einer Vertreterin des Richters genehmigt.
Über dieses Thema berichteten wir auch in der Aktuellen Stunde am 17.07.2023 im WDR Fernsehen.