Gruppenvergewaltigung auf Mallorca? Beschuldigte kommen aus dem Märkischen Kreis
Stand: 20.07.2023, 11:00 Uhr
Nach der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung auf Mallorca hat ein Richter am späten Samstagabend für fünf der festgenommenen jungen Männer aus dem Märkischen Kreis Untersuchungshaft angeordnet.
Der sechste aus der Gruppe der verdächtigten Urlauber wurde freigelassen. Die Beschuldigten kommen aus dem Märkischen Kreis in NRW. Ein Anwalt aus Iserlohn vertritt einen der Tatverdächtigen. Er bestätigte gegenüber dem WDR, die jungen Männer würden in Lüdenscheid und Umgebung wohnen.
Den Männern wird vorgeworfen, in der Nacht zu Donnerstag eine 18-Jährige in einem Hotel auf Mallorca vergewaltigt zu haben. Es soll auch ein Tatvideo existieren, das einer der Beschuldigten selbst gedreht haben soll. Dieses Video liegt den spanischen Behörden vor.
Keine Freilassung auf Kaution
Die Gruppe junger Männer im Alter von 21 bis 23 Jahren soll schon einige Tage zuvor angereist sein. Laut Polizei wurden fünf von ihnen am Donnerstagmorgen festgenommen, der sechste am Abend desselben Tages. Sie sitzen nun auf der spanischen Insel in Untersuchungshaft. Eine Freilassung gegen Kaution wurde bei ihnen demnach abgelehnt.
Ciro Krauthausen, Chefredakteur "Mallorca Zeitung"
Der zuständige Richter, Antoni Rotger, sei der selbe, der sich vor einem Jahr "relativ unnachgiebig" gezeigt hatte im Fall der sogenannten Kegelbrüder aus Münster, denen Brandstiftung in einem mallorquinischen Hotel vorgeworfen worden war. Brandstiftung sei schon kein "Kavaliersdelikt", sagt Ciro Krauthausen, Chefredakteur der Mallorca-Zeitung im Gespräch mit dem WDR. Eine mögliche Gruppenvergewaltigung sei "eine schwere Straftat, wo erstmal sehr sorgfältig geprüft werden wird, ob es angemessen ist, die Beschuldigten in U-Haft zu halten".
Auch Zusehen ist eine Straftat
Rechtsanwalt Arndt Kempgens
Sollte es zu einer Anklage kommen, drohen den Männern nach spanischem Recht hohe Haftstrafen. "Da drohen bei solchen Taten bis zu 15 Jahre Haft", sagt der Strafrechtler Arndt Kempgens im Gespräch mit dem WDR. Auch wer dem Opfer bei einer Vergewaltigung nicht zur Hilfe eilt, macht sich laut spanischem Gesetz strafbar.
Opfer folgte einem der Verdächtigen wohl freiwillig ins Hotel
Nach Angaben der Polizei von Samstag hatte die junge Frau an der deutschen Partyhochburg am Ballermann in der Nacht auf Donnerstag einen etwa gleichaltrigen Mann aus Deutschland kennengelernt. Sie habe eingewilligt, mit ihm auf sein Hotelzimmer zu gehen. An der Rezeption sei sie jedoch abgewiesen worden, weil sie dort kein Gast war.
Daraufhin seien die beiden in ein nahe gelegenes Hotel gegangen, wo fünf Freunde des Mannes, ebenfalls aus Deutschland, abgestiegen waren. Als diese später in ihr Zimmer kamen, hätten vier von ihnen die Frau zu sexuellen Handlungen gezwungen. Einer der Verdächtigen habe die Tat mit seinem Handy gefilmt. Die Frau habe sich dann in das Badezimmer geflüchtet, berichtete die Polizei weiter.
Spanische Medien schreiben vom "deutschen Rudel"
Einer der jungen Deutschen habe der Frau gegenüber zugegeben, dass sie zu weit gegangen seien, habe sie etwas beruhigen können und überredet, sie zu dem Hotel zu begleiten, in dem Freundinnen von ihr wohnten. Von dort habe die Frau die Polizei alarmiert, die die sechs Männer dann später festnahm. Die junge Deutsche sei zu einer Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht worden.
In spanischen Medien wurden die sechs Männer teilweise als "manada alemana" bezeichnet, als "deutsches Rudel". Damit wurde eine Parallele zu einer Gruppenvergewaltigung 2016 in Pamplona gezogen. Damals hatten fünf junge Männer eine junge Frau in einem Hauseingang vergewaltigt und dabei gefilmt. Diese Aufnahmen hätten "keinen offensichtlichen Widerstand" gegen die Vergewaltigung erkennen lassen, erinnert sich "Mallorca-Zeitung"-Redakteur Krauthausen.
Ein zunächst sehr mildes Urteil gegen die Männer damals löste aber Demonstrationen im ganzen Land aus. Das Sexualstrafrecht wurde in der Folge geändert, die Männer nachträglich zu sehr hohen Strafen verurteilt. Das neue "Nur-Ja-heißt-Ja"-Gesetz führte aber unerwartet auch zur vorzeitigen Haftentlassung vieler Sexualverbrecher und stürzte die Regierungskoalition in eine Krise.