Männer und ihre Gesundheit – Was Mann dafür tun kann
Planet Wissen. 28.03.2022. 58:30 Min.. UT. Verfügbar bis 18.01.2026. WDR.
Eine Frage des Stils: Wie Männer vier Jahre älter werden können
Stand: 03.11.2023, 13:15 Uhr
Männer sterben statistisch rund vier Jahre früher als Frauen. Am Weltmännertag (3.11.) wird viel über Lebensstil und Vorsorge gesprochen. Denn eine kürzere Lebenserwartung ist nicht biologisch bedingt.
Die gute Nachricht zuerst: Männer haben aufgeholt. In manchen Regionen Europas werden sie mittlerweile fast genauso alt wie Frauen. In Deutschland ist die Entwicklung nicht ganz so positiv: Nach Zahlen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) lag die durchschnittliche Lebenserwartung im Jahr 2022 für Frauen bei 82,8 Jahren. Männer werden hingegen nur 78,1 Jahre alt.
Noch eine gute Nachricht: Dass Männer durchschnittlich vier Jahre früher sterben als Frauen, klingt vielleicht krass. Allerdings war der Unterschied zwischen den Geschlechtern früher noch viel deutlicher. Mitte der 1990er-Jahre hatten Frauen noch ganze sieben Jahre Vorsprung.
Sind Männer biologische Fehlkonstruktionen?
Sind Männer also biologische Fehlkonstruktionen mit einer geringeren Haltbarkeit? Die Frage, ob für die Lebenserwartung eher biologische Gründe oder Verhaltensweisen ausschlaggebend sind, war lange Zeit ungeklärt. Erst seit einigen Jahrzehnten verdichten sich die Hinweise, dass der persönliche Lebensstil enormen Einfluss auf die Lebenserwartung hat.
Mönche leben länger
Ein berühmtes Beispiel ist die sogenannte "Klosterstudie" aus dem Jahr 2003. Damals hatten BiB-Wissenschaftler die Sterblichkeitsdaten von mehr als 11.000 Mönchen und Nonnen in bayrischen Klöstern verglichen. Die Idee: Die Lebensverhältnisse von Männern und Frauen im Kloster sind sich sehr ähnlich - zum Beispiel bei den Tagesabläufen und Ernährungsgewohnheiten. Das Ergebnis: Die durchschnittliche Lebenserwartung der Nonnen lag nur um ein bis maximal zwei Jahre über der der Mönche. Biologische Faktoren seien offenbar zweitrangig, so das Ergebnis der Untersuchung, der Einfluss sozialer Faktoren auf die Lebensdauer viel wichtiger als vermutet.
Männer essen ungesund
Die kürzere Lebensdauer von Männern sei eng mit "gesellschaftlichen Geschlechterrollen" verbunden, heißt es auch in einer viel beachteten Studie des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 2013. Vor allem bei der Ernährung gibt es demnach deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Demnach nehmen Männer erheblich mehr Fleisch und Wurstwaren als Frauen zu sich, außerdem viel mehr Zucker und Alkohol. Schließlich rauchen sie häufiger als Frauen und nehmen mehr Drogen.
Auch das "gesundheitliche Risikoverhalten" von Männern trägt demnach stark zu einer höheren Sterblichkeit bei. So gehen Frauen bei Beschwerden durchschnittlich früher zum Arzt und verpassen auch seltener Vorsorgeuntersuchungen. Wenn Männer an psychischen Problemen leiden, suchen sie seltener professionelle Hilfe. Das Ergebnis: Rund 75 Prozent der Suizide werden von Männern begangen.
Wechsel zu einem gesunden Lebensstil wirkt
Im Umkehrschluss heißt das aber auch: Männer haben ihr Schicksal selbst in der Hand. Eine aktuelle US-Studie analysierte die Daten von 700.000 ehemaligen Angehörigen der Streitkräfte. Als größte Risikofaktoren für einen frühen Tod erkannten die Wissenschaftler eine geringe körperliche Aktivität, die Abhängigkeit von Opioid-Schmerzmitteln und Rauchen. Diese Faktoren waren mit einem erhöhten Sterberisiko von jeweils um 30 bis 45 Prozent verbunden.
Bei schlechtem Umgang mit Stress, hohem Alkoholkonsum, ungesunder Ernährung und schlechtem Schlaf war das Sterberisiko um jeweils rund 20 Prozent erhöht, beim Mangel an guten sozialen Kontakten um fünf Prozent. Die Mediziner stellten auch fest, dass ein Wechsel zu einem gesunden Lebensstil auch im fortgeschrittenen Alter noch die Lebenserwartung erhöhen kann. Je früher desto besser.