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Zahl der Menschen mit Zweitjob in NRW steigt

Stand: 12.06.2023, 15:08 Uhr

Nach Daten des NRW-Arbeitsministeriums haben deutlich mehr Menschen einen Zweitjob als noch vor zehn Jahren. Die Gründe erfasst das Ministerium aber nicht.

Von Uli Spinrath

Knapp 724.000 Menschen in Nordrhein-Westfalen hatten im September 2022 einen Minijob neben ihrer eigentlichen Arbeit. Das sind die aktuellsten Zahlen, die das Arbeitsministerium NRW vorlegen kann. Die "Rheinische Post" hatte zuerst darüber berichtet. Zehn Jahre zuvor, im September 2012, waren es noch rund 40 Prozent weniger.

Mehr Frauen als Männer mit Nebenjob

Wie genau die Konstellation aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung und zusätzlicher geringfügiger Beschäftigung aussieht, erfasst das Ministerium allerdings nicht. Auch zu den Gründen, warum Menschen einem Zweitjob nachgehen, kann das Ministerium nichts sagen. Ob sie also aufstocken müssen, weil das Geld aus ihrem Hauptjob nicht reicht oder ob sie freiwillig mehrere Jobs haben, um sich zum Beispiel etwas Besonderes kaufen zu können, ist unklar. Doch fest steht: mehr Frauen als Männer haben einen Nebenjob.

Das Institut der Deutschen Wirtschaft hat sich 2021 in einer Studie mit Zweitjobs befasst. Das Ergebnis: Die Konstellationen mehrfacher Beschäftigungen sind sehr individuell und unterschiedlich. Manche Menschen haben einen sozialversicherungspflichtigen Hauptjob und sind nebenbei selbstständig. Andere arbeiten in Teilzeit und kommen in Kombination mit dem Zweitjob auf eine Vollzeitstelle. Wieder andere haben schlecht bezahlte Hauptjobs, was den Schluss zulässt, dass sie mit dem Nebenerwerb ihr Einkommen aufstocken wollen.

Keine Zahlen, aber Tendenzen

Auch die Agentur für Arbeit sagt, dass die Gründe vielfältig sind. Inzwischen seien beispielsweise Übungsleiter in Sportvereinen auf geringfügiger Basis angestellt, weshalb auch sie in die Statistik einfließen. Eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung von 2019 zeigt aber: bei mehr als der Hälfte der Befragten waren finanzielle Schwierigkeiten der Grund für den Zweitjob.

Immer mehr Menschen in NRW haben einen Zweitjob

WDR 5 Westblick - aktuell 12.06.2023 04:09 Min. Verfügbar bis 11.06.2024 WDR 5


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Schon damals waren die Zahlen der Menschen mit mehreren Jobs steigend. Der Sozialverband VDK fordert, die "Erstjobs" zu sichern, damit Menschen gar nicht auf ein zweites Einkommen angewiesen sind. Auch wenn es keine konkreten Zahlen gebe, ließe die Datenlage darauf schließen, dass Menschen einen Zweitjob annehmen müssten, um ihr Leben finanzieren zu können.

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Das Arbeitsministerium verweist auf die sogenannte Fachkräfteoffensive der Landesregierung, mit der Menschen bestmöglich ausgebildet und in sichere Jobs gebracht werden sollen. Jobs, die genug Geld zum Leben einbringen. Für Jochen Ott, Fraktionschef der SPD-Opposition, könnte man zum Beispiel Bildung kostengünstiger machen, um Familien zu entlasten.

Doch nicht alle Verantwortung liege in NRW. Die Zahl der Tarifverträge sei seit Jahren rückläufig, hier müsse bundesweit mehr Druck auf die Arbeitgeber gemacht werden, bessere Bedingungen für Arbeitnehmende zu schaffen.

Über dieses Thema berichten wir am 12.06.23 in den WDR Nachrichten und in der Sendung Westblick bei WDR5.

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