Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE) setzt darauf, dass in Zukunft deutlich mehr Wasserstoff in Deutschland selbst produziert wird als bisher geplant. Das sei preislich nicht unbedingt teurer als den Wasserstoff zu importieren. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie, die der LEE in Auftrag gegeben hatte.
"Die Bundesregierung sollte vermeiden, dass es beim Wasserstoff zu einer ähnlich hohen Importabhängigkeit kommt wie beim Erdöl und Erdgas", sagt Christian Mildenberger, Geschäftsführer des LEE NRW.
NRW plant bisher, 90 Prozent des Wasserstoffs zu importieren
Der Verband rührt die Werbetrommel für die heimische Produktion von grünen Wasserstoff nicht von ungefähr. Denn die Bundesregierung will bald ihre überarbeitete Wasserstoff-Strategie vorstellen. Bekannt ist zwar, dass das Produktionsziel hierzulande verdoppelt werden soll. Trotzdem geht die Regierung von einer erheblichen Import-Quote aus.
In NRW fällt diese Quote besonders hoch aus. So ist in der Roadmap der Landesregierung die Rede davon, dass deutschlandweit rund 75 Prozent des benötigten Wasserstoffs importiert werden müssen, in NRW seien es sogar knapp 90 Prozent. Auch diese Roadmap wird laut LEE NRW aber gerade überarbeitet.
Heimischer Wasserstoff billiger als Schiffsimport?
Der Verband hat die Kosten für Wasserstoff in einer Studie des Wuppertal Instituts vergleichen lassen. Darin werten die Wissenschaftler letztlich elf andere wissenschaftliche Untersuchungen aus und kommen zu dem Schluss: Heimischer grüner Wasserstoff sei günstiger als erwartet.
Insbesondere warnt der Verband deshalb davor, sich zu sehr auf den Wasserstoff-Import per Schiff zu verlassen, etwa aus Chile oder Australien. Denn die Herstellung an solchen besonders geeigneten Standorten dank viel Sonnen-Ökostrom zwar günstiger als hier, die Transportkosten würden den Vorteil aber wieder auffressen.
Etwas anders sieht es beim Vergleich mit den Kosten für Pipelines aus, zum Beispiel nach Holland oder Spanien. In vielen Fälle sei die heimische Produktion aber trotzdem zumindest konkurrenzfähig.
Verband will mehr Tempo beim Ausbau erneuerbarer Energien
LEE will einfachere Genehmigung für Wasserstoff-Produktion
Allerdings gingen zuletzt auch Wissenschaftler davon aus, dass Deutschland perspektivisch vor allem auf den Import von Wasserstoff angewiesen sein wird. Christian Mildenberger vom LEE NRW kann das nicht nachvollziehen. Aus seiner Sicht müsste die Politik sich viel klarer für die Produktion bei uns mit Hilfe von grünem Strom stark machen.
Wenig überraschend fordert der Interessensverband deshalb, dass der Ausbau von erneuerbaren Energien beschleunigt wird. Denn um grünen Wasserstoff herzustellen, braucht man grünen Strom.
Außerdem müssten Genehmigungsverfahren für Wasserstoff-Produktionsanlagen vereinfacht werden. Möglich ist es aus Sicht des Verbandes auch, den Überschuss-Strom zum Beispiel aus Windkraftanlagen besser zu nutzen, also Strom, der derzeit oft gar nicht produziert wird, weil er nicht gespeichert oder verbraucht werden kann. Windräder müssen dann abgeschaltet werden, obwohl der Wind besonders ordentlich weht.