Anklage gegen jugendliche Terrorverdächtige | WDR Aktuelle Stunde
00:23 Min.. Verfügbar bis 06.10.2026.
Terrorverdacht gegen Jugendliche: Anklage erhoben
Stand: 06.10.2024, 11:36 Uhr
Drei islamistische Jugendliche aus NRW sollen einen Anschlag mit Bomben geplant haben. Jetzt wurde in Düsseldorf Anklage erhoben.
Gegen drei Jugendliche aus Nordrhein-Westfalen ist Anklage wegen der Vorbereitung eines islamistischen Terroranschlags erhoben worden. Das hat eine Sprecherin des Landgerichts Düsseldorf mitgeteilt. Die Verdächtigen sitzen bereits seit Ostern in Untersuchungshaft. Erst unlängst hatte ein Gericht beschlossen, dass sie weiterhin in U-Haft bleiben müssen.
Sie sollen laut Staatsanwaltschaft über den Messenger-Dienst Telegram Terrorpläne ausgetauscht haben. Erörtert worden seien Anschläge in Kirchen, Gerichtssälen, Bahnhöfen oder Polizeirevieren. Die Jugendlichen aus NRW und einer aus Baden-Württemberg waren bereits Ostern festgenommen worden.
Verabredung zu Mord und Totschlag
Laut Innenministerium richten sich die Vorwürfe gegen eine 15-Jährige aus Düsseldorf, einen 15-Jährigen aus Lippstadt, eine 16-Jährige aus Iserlohn und einen 16-Jährigen aus Ostfildern in Baden-Württemberg. Drei der vier Tatverdächtigen sind nach Angaben des NRW-Innenministeriums deutsche Staatsbürger. Die Düsseldorfer Verdächtige ist Deutsch-Marokkanerin.
Die Verdächtigen hätten sich zu den Vorwürfen geäußert, hieß es. Ob sie diese bestritten oder gestanden haben, wurde nicht mitgeteilt. Das Gericht habe noch nicht über die Zulassung der Anklage entschieden. Entsprechend gebe es auch noch keinen Prozesstermin. Gegen den Verdächtigen aus Ostfildern sei das Verfahren abgetrennt und an die Staatsanwaltschaft Stuttgart abgegeben worden.
Ausreise nach Syrien geplant
Das Bundesamt für Verfassungsschutz war zunächst auf die 16-Jährige aus Iserlohn gestoßen, weil sie Propagandamaterial der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) konsumiert und die Ausreise nach Syrien geplant haben sollte.
Bei einer Razzia am Gründonnerstag hatte man das Handy der Jugendlichen und ein Messer sichergestellt, außerdem eine Machete aus dem Zimmer ihres Bruders. Hinweise auf ernsthafte Vorbereitungen eines Bombenanschlags - etwa entsprechende Bauteile - wurden dabei aber offenbar nicht gefunden.
Zunehmende Radikalisierung im Netz
Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach kurz nach den Festnahmen im Landtag von einer "Radikalisierungsmaschine" im Internet. Früher wäre der Koran nur auf der Straße verteilt worden. "Da trafen sie ein paar wenige", so Reul. Im Internet wäre die Reichweite heute deutlich größer. "Wir brauchen eigentlich eine Technologie, wie wir früher im Netz mitbekommen können, was wo läuft", so Reul gegenüber dem WDR.
Oliver Huth: "Durchlauferhitzer für den Terrorismus"
Auch die Ermittler sehen mit großer Sorge auf die zunehmende Radikalisierung im Netz. "Was da passiert, ist ein Durchlauferhitzer für den Terrorismus, für die Radikalisierung", erklärt Oliver Huth vom Bund Deutscher Kriminalbeamter. "Jugendliche bekommen das Material ungefiltert und hinterfragen es nicht. Deshalb haben wir eine ganz große Aufgabe vor uns, in Schulen Angebote entgegenzuhalten, damit die Radikalisierung aufhört."
Über dieses Thema berichtet der WDR am Sonntag auch im Fernsehen: "WDR aktuell" um 12.45 Uhr.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter
- Deutsche Presse-Agentur
- Landgericht Düsseldorf