11.000 Menschen in NRW ohne eigene Wohnung
Stand: 04.04.2022, 15:42 Uhr
In NRW leben nach einer neue Studie 11.000 Wohnungslose. Mehr als bislang gedacht leben auf der Straße. Hinzu kommen Tausende, die bei Freunden oder Bekannten unterkommen.
Von Daniela Junghans
Wie viele Menschen in NRW sind von Obdachlosigkeit betroffen? Diese Frage lässt sich gar nicht so einfach beantworten, deshalb hat die Landesregierung eigens eine Studie in Auftrag gegeben. Deren Ergebnis: In NRW leben nach Schätzungen rund 5.300 Menschen auf der Straße oder in Behelfsunterkünften - deutlich mehr als bislang angenommen. Der aktuellste Wert in der NRW-Landesstatistik lag bei gerade mal 1.500. Er stammte aus dem Juni 2020.
Offene und verdeckte Wohnungslosigkeit
Neben diesen "klassischen" Obdachlosen gebe es in NRW noch einmal mehrere tausend Menschen, die ebenfalls als wohnungslos gelten, jedoch nicht auf der Straße lebten, sagte der nordrhein-westfälische Sozialminister Karl-Josef Laumann. Diese rund 6.000 "verdeckt wohnungslosen" Männer und Frauen kommen meist bei Bekannten oder Freunden unter, haben aber keine dauerhafte Bleibe.
Die Lebenswirklichkeit beider Gruppen unterscheidet sich deutlich: Menschen, die auf der Straße leben, sind deutlich häufiger krank und sie erleben mehr Gewalt als verdeckte Wohnungslose. Sie bekommen auch seltener finanzielle Unterstützung vom Staat oder eine medizinische Versorgung. Das geht ebenfalls aus der Studie hervor, für die rund 1.800 Betroffene in mehreren Kommunen NRWs befragt wurden. Frauen gehörten besonders oft zu den verdeckt Wohnungslosen. Sie schlafen also eher bei Bekannten als auf der Straße, was dann häufig für Abhängigkeiten sorgt.
Land will Hilfsprogramme ausbauen
Um die Situation von Menschen auf der Straße zu verbessern, will das Land seine Hilfsprogramme ausweiten. Seit März 2022 können alle Kommunen in NRW an den "Kümmerer"-Projekten des Sozialministeriums teilnehmen. Bei ihnen helfen Sozialarbeiter und Immobilienexpertinnen den Betroffenen bei der Suche nach einer neuen Wohnung. Finanziert wird das auch mit EU-Geldern.
Außerdem unterstützt das Land seit mehreren Jahren Housing-First-Initiativen. Die kaufen mit Spendengeldern Wohnungen und vermieten sie an Obdachlose, die auf dem regulären Wohnungsmarkt kaum eine Chance hätten.
Für den Sommer 2022 werde das Land 250.000 Euro bereitstellen, mit denen Obdachlose vor Hitze geschützt werden sollen, sagte Sozialminister Laumann. Und um den Menschen den Weg in Obdachlosenunterkünfte zu erleichtern, sollen dort Schließfächer für persönliche Wertgegenstände installiert werden. Auch dafür soll es 250.000 Euro vom Land geben. Viele hatten in der Befragung angegeben, dass sie diese Unterkünfte aus Sorge vor Diebstahl nicht nutzen.