Die Landespolitik ist um ein Projekt mit sperrigem Kürzel und komplexer Erklärung reicher: NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) stellte am Dienstag EQAL vor, "das Projekt zur Entwicklung eines quartiersbezogenen Austausch- und Lernprogramms zur Förderung des wechselseitigen Verständnisses von Polizei, Ordnungsdienst und Stadtgesellschaft". Im Kern soll es um eine bessere Zusammenarbeit zwischen Sicherheits- und Ordnungs-Behörden auf der einen und Bürgerinnen und Bürgern auf der anderen Seite gehen. Insbesondere dort, wo der Anteil an Migrantinnen und Migranten besonders hoch ist. Das Pilotprojekt ist auf zwei Jahre ausgelegt und wird von der Uni Wuppertal wissenschaftlich begleitet.
Polizei soll als Freund erlebbar werden
Bei der Vorstellung des Projektes in Düsseldorf erläuterte Reul die Problemlage: Insbesondere in Vierteln mit einem hohen Anteil an Migrantinnen und Migranten fehle das Vertrauen in die Polizei. "Wie kann man es hinkriegen, dass Polizisten als Freunde, als Helfer, als Unterstützer, als Garanten für das Zusammenleben empfunden werden?" Das könne man "keinem in den Kopf einbläuen, nach dem Motto, das musst du glauben, sondern das muss man erfahren haben".
Viele Zugereiste kommen, so Reul, aus Staaten, wo die Polizei einen Obrigkeitsstaat vertrete und nicht demokratisch legitimiert sei. Auf der Flucht hätten viele mitunter schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht.
Düsseldorf-Oberbilk als Testgebiet
Das Pilotprojekt wird in Düsseldorf-Oberbilk durchgeführt, einem dicht besiedelten ehemaligen Arbeiterviertel, dessen Ausländeranteil mit rund 35 Prozent circa 12,5 Prozentpunkte über dem Durchschnitt der Stadt liegt. Dort soll die Polizei künftig gezielt das Gespräch mit den Menschen im Viertel suchen - jenseits von der Verfolgung von Straftaten oder Ermittlungen. So sollen sie Vertrauen aufbauen. Zudem sollen die Oberbilkerinnen und Oberbilker in Workshops erfahren können, wie genau die Arbeit der Polizei aussieht.
Die kommissarische Leiterin des Düsseldorfer Polizeipräsidiums, Silke Wehmhörner, erwartet von dem Projekt, "dass das Vertrauen der Bevölkerung in die Polizei gestärkt wird". Dafür sollen Räume zum Austausch geschaffen werden. "Wir sind gespannt, was dort passiert, so richtig wissen wir es noch nicht, aber wir sind ja auch noch in der Konzeptionierung."
Über dieses Thema berichten wir auch im Westblick auf WDR 5, am 06.06.2023 ab 17:04 Uhr.