300 Lokführer fehlen in NRW | WDR aktuell
00:32 Min.. Verfügbar bis 12.11.2026.
Zug fällt aus wegen Personalmangels: In NRW fehlen hunderte Lokführer
Stand: 12.11.2024, 12:24 Uhr
Im NRW-Nahverkehr fehlen zunehmend Lokführer. Das geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP hervor.
Von Kai Clement
Diagnose: Fachkräftemangel. Das gilt auch für die Lokführerinnen und –führer bei den Bahnunternehmen in NRW. Es bräuchte 3.100 "Triebfahrzeugführende", wie es amtlich heißt. Beschäftigt sind allerdings nur 2.800 (Stichtag 1. Juni 2024). So steht es in der heute veröffentlichten Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP.
Natürlich ist das nicht das einzige Problem der Nahverkehrsunternehmen: Pendler kennen auch Durchsagen zu defekten Stellwerken, Weichen oder zuletzt auch beschädigten Brücken, die den Bahnverkehr einschränken. Aber: der Personalmangel nimmt zu. Demnach gab es 2022 noch 2.900 bei den Unternehmen beschäftigte Lokführer, bereits vergangenes Jahr ging die Zahl auf 2.800 zurück. Immerhin: Einen Teil der Lücke können die Unternehmen durch Zeitarbeitskräfte schließen. Zuletzt wurden so 200 der 300 Fehlkräfte ausgeglichen. Allerdings heißt es auch schon im "Qualitätsbericht 2023 für den Schienenpersonennahverkehr NRW", dass in den vergangenen Jahren immer mehr Zugausfälle auf Personalmangel zurückgingen.
Verkehrsminister Krischer: "größter Ausbilder von Lokführern"
Oliver Krischer (B‘90/Grüne)
NRW-Verkehrsminister Krischer von den Grünen betont erst einmal, es seien die Bahnunternehmen, die für ausreichend Lokführerinnen und -führer sorgen müssten. Angesichts der Mangellage wurde aber bereits vor fünf Jahren unter Federführung des Ministeriums das Programm „Fokus Bahn NRW“ aufgelegt. Das Ziel: trotz der Konkurrenz der Bahnunternehmen die Probleme gemeinsam anzugehen – also z.B. auch gemeinsam auszubilden.
Bilanz: seit 2019 konnten so zusätzlich 490 Lokführer ausgebildet werden. Doch Krischer strebt mehr an: Man habe eine "Beschäftigungsoffensive gestartet und bereits 2024 rund 6 Millionen Euro investiert. Das wollen wir 2025 fortsetzen. Ziel sind 700 zusätzliche Personen in der Ausbildung als Triebfahrzeugführende." Seit einem Monat gibt es einen weiteren Anlauf, das Problem anzugehen: die Bahnbranche in NRW bietet als Pilotprojekt nun auch einen Teilzeitkurs an - etwa "für den beruflichen Quereinstieg".
FDP: Flickwerk statt Lösungen
Christof Rasche, FDP
Die Opposition zeigt sich von alldem nicht überzeugt. Christof Rasche von der FDP, der die Kleine Anfrage gestellt hatte, kritisiert: "Die Abhängigkeit von Zeitarbeitskräften zeigt, wie dramatisch die Situation wirklich ist – NRW braucht feste und gut ausgebildete Lokführer statt Notlösungen." Er hatte auch gefragt, wie viele in den Jahren 2025 bis 2030 in den Ruhestand gehen. Der Landesregierung lagen dazu allerdings keine Informationen vor. Das, so Rasche, sei ein "Armutszeugnis". Die Unternehmen selbst gehen davon aus, dass bis 2027 insgesamt - also für alle Berufe - 40 Prozent der heute Beschäftigten in den Ruhestand gehen werden.
Allerdings begrüßt Rasche, dass das Verkehrsministerium zusammen mit den Unternehmen die Personalsitutation besser erfassen will, man arbeite "intensiv" daran, ein "erweitertes Personalcontrolling" aufzubauen, heißt es in der Antwort auf die Kleine Anfrage.
Unsere Quellen:
- Antwort der Landesregierung auf Kleine Anfrage der FDP
- Qualitätsbericht SPNV NRW 2023
- Programm "Fokus Bahn NRW"
- Statement Oliver Krischer
- Statement Christof Rasche
- Interview Krischer in der Sendung Westpol vom 3.11.2024
Über dieses Thema berichteten wir im WDR am 12.11.2024 auch im Hörfunk im Tag um 12 und im Westblick.