Teilzeit-Lokführer gegen Verspätungen und Ausfälle
Stand: 28.07.2024, 12:22 Uhr
Ein paar Stunden Lok fahren und dann zurück zur Familie. Die Bahnunternehmen in NRW wollen mit Teilzeit-Lokführern zuverlässiger und pünktlicher werden. Im vergangenen Jahr ist jeder siebte Regionalzug in NRW ausgefallen.
Der Personalmangel bei den Bahnunternehmen ist groß. Das merken Pendler in NRW jeden Tag. Die Zuverlässigkeit der Regionalzüge und S-Bahnen ist auf einem Tiefpunkt. Der Qualitätsbericht für den Schienenverkehr in NRW spricht da eine deutliche Sprache: Neben Baustellen ist der Personalmangel bei Lokführern ein Hauptgrund für Verspätungen und Ausfälle.
Fast 1.000 Stellen zu besetzen
Aktuell sind rund 350 Lokführerstellen im Regionalverkehr unbesetzt. Bis 2027 gehen zudem 20 Prozent der Lokführerinnen und Lokführer in Rente, wodurch weitere 600 Stellen frei werden. Die Branche sucht händeringend nach qualifiziertem Personal – auch Quereinsteiger werden gerne genommen.
Seit Jahren wirbt die Branche um Arbeitskräfte, bietet Einstiegsgehälter von 4.000 Euro im Monat inklusive Zulagen. Doch das allein reicht offenbar nicht, um die Personallücke zu schließen. Die Bahnunternehmen in NRW wollen deswegen jetzt einen anderen Weg gehen.
Frauen für den Job begeistern
Mit flexiblen Arbeitszeiten und in Teilzeit soll der Job in der Lok attraktiver werden. Vor allem Frauen möchten die Bahnunternehmen in NRW damit für eine Umschulung zur Lokführerin begeistern. Aktuell sind Lokführer meistens Männer. Sie arbeiten in Schichten, sind lange unterwegs und weit von zuhause weg. Das mache den Job insbesondere für Frauen unattraktiv.
Heinrich Brüggemann ist der Projektleiter des Landesprogramms Fokus Bahn. Mit diesem bemühen sich das Land NRW und die elf regionalen Bahnunternehmen seit fünf Jahren gemeinsam, neues Personal zu gewinnen. Die NRW-Landesregierung unterstützt das Vorhaben mit Millionenbeträgen. Durch das Programm konnten auch 200 Personen, die in den vergangen Jahren nach Deutschland migriert sind, als Lokführer qualifiziert werden - Sprachkurs inklusive.
Teilzeitkräfte zur Entlastung im Berufsverkehr
Das Teilzeitmodell ist für die Bahnunternehmen „Neuland“ gibt Brüggemann zu. „Andererseits können wir zusätzliche Kräfte für ein paar Stunden in den Stoßzeiten, wenn viele Pendler auf die Arbeit oder wieder zurück nach Hause wollen, sehr gut brauchen.“ Teilzeitkräfte könnten somit für spürbare Verbesserungen auf der Schiene sorgen, vor allem in den Stoßzeiten am Morgen und am späten Nachmittag.
Die meisten Lokführer machen keine klassische Ausbildung in der Bahn-Branche, sondern kommen aus einem anderen Beruf. Eine Umschulung in Vollzeit dauert 12 Monate. Jetzt beginnt im Oktober erstmal ein Kurs, in dem sich Quereinsteiger in Teilzeit umschulen lassen können - mit nur fünf Stunden pro Tag. Die Teilzeit-Umschulung dauert 16 Monate und soll langfristig dazu beitragen, dass im Regionalverkehr in NRW weniger Züge verspätet sind oder ausfallen.
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa