GEW beklagt "Mangelverwaltung" an Schulen
Stand: 19.08.2024, 17:39 Uhr
Als Schulnote bekäme die Landesregierung wohl eine glatte Fünf. Notengeber: die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
Von Thomas Drescher und Sophie Rhinow
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat zum Schuljahresbeginn bei der schwarz-grünen Landesregierung angemahnt, sie solle ihre Versprechen aus dem Koalitionsvertrag umsetzen.
Es fehle nicht nur an Mut und Entschlossenheit, sondern auch an richtungsweisenden Konzepten, gegen die "chronische Unterfinanzierung des Bildungssystems", sagte die GEW-Vorsitzende Ayla Celik am Montag in Düsseldorf. "Wenn man die Bildung zum Büttel des Haushalts macht, sollte man sich nicht die Chancengleichheit und die Zukunft der Kinder auf die Fahnen schreiben", so Celik.
NRW nur an vorletzter Stelle
Nordrhein-Westfalen stehe bei den jährlichen Pro-Kopf-Ausgaben für Schülerinnen und Schüler mit 8.600 Euro im Vergleich der Bundesländer an vorletzter Stelle. Würde die Landesregierung nur das Mittelmaß anvisieren, wären zusätzliche 2,3 Milliarden Euro pro Jahr nötig.
Schulministerin Dorothee Feller (CDU) entgegnete im WDR-Interview: "Der Schul-Etat hier in Nordrhein-Westfalen ist der größte Einzel-Etat vom ganzen Gesamthaushalt. Und er steigt sogar, sofern der Landtag den Haushalt beschließt." Im Haushaltsjahr 2024 entfallen auf die Finanzierung der Schulen 22 Milliarden Euro. Laut Haushaltsentwurf für das kommende Jahr soll der Schul-Etat auf 24 Milliarden Euro steigen - und das trotz angespannter Haushaltslage.
Viele Ideen, keine Ressourcen
Die GEW-Vorsitzende beklagte zudem, dass weiterhin mehr als 6.000 Lehrkräfte an den Schulen in NRW fehlen und deshalb jede fünfte Unterrichtsstunde ausfallen oder vertreten werden müsse. Der Personalmangel und die Unterfinanzierung von Schulen und Kitas führten dazu, dass sich die Bildungsungerechtigkeit im Land weiter verfestige.
Feller wies in diesem Zusammenhang jedoch auch auf die 7.100 Menschen hin, die in den letzten anderthalb Jahren im Schulsystem eingestellt wurden. Dabei handele es sich zwar nicht nur um Lehrkräfte, aber es sei angesichts des Fachkräftemangels "schon eine große Zahl".
NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) im WDR-Studio
Die von der Schulministerin angekündigte Ausweitung des Unterrichts in den Fächern Deutsch und Mathematik an den Grundschulen begrüßte Celik, kritisierte aber zugleich, auch dafür stünden keine zusätzlichen Lehrkräfte bereit. Feller verwies im WDR auf die bereits existierenden Förderstunden an den Grundschulen (zwei pro Woche) und diese würden jetzt fest für die Bereiche Lesen und Rechnen genutzt. Denn die Förderung der Basiskompetenzen habe oberste Priorität.
"Digitales Tool" soll helfen
Der GEW kritisierte weiterhin Fellers Vorhaben, ein sogenanntes Sprachscreening einzuführen, mit dem die Sprachfähigkeiten künftiger Grundschulkinder schon in der Kita getestet werden soll. Auch dafür gebe es keine zusätzlichen Ressourcen, kritisierte die Gewerkschafterin.
Um den Aufwand möglichst gering zu halten, versprach Ministerin Feller für nächstes Jahr ein neues digitales Tool, das bei der Erhebung und bei der Schulung der Sprachfähigkeiten Schulen und Eltern unterstützen soll.