"Der Unterricht fällt aus" steht auf einer Schultafel in einem Klassenraum

Lehrermangel: Mit diesem Konzept will NRW neue Lehrkräfte gewinnen

Stand: 14.12.2022, 18:03 Uhr

NRW-Schulministerin Feller hat im Landtag ihr Maßnahmenkonzept gegen den Lehrermangel im Land vorgestellt. Eine Stunde Mehrarbeit pro Woche für Lehrkräfte ist demnach nicht geplant.

Von Rainer StriewskiRainer Striewski

Das Konzept sieht unter anderem eine neue Werbekampagne und die erleichterte Einstellung von Seiteneinsteigern vor: NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) hat Mittwoch im Schulausschuss des Landtages ein Konzept gegen den Lehrermangel vorgestellt. Spekulationen, wonach auch eine Stunde Mehrarbeit pro Woche für die Lehrkräfte geplant sei, erteilte sie dabei eine Absage. "Die Vorgriffstunde, wie es sie vor ein paar Jahren bereits gegeben hat, wird es nicht geben", betonte Feller im Schulausschuss.

Neben dienstrechtlichen Maßnahmen für Lehrerinnen und Lehrer sieht das Konzept auch eine Öffnung der Stellen für andere Berufsgruppen und die Ausweitung von Studienplätzen für künftige Lehrerinnen und Lehrer vor. So sollen etwa Mentoringprogramme wie "talents4teachers" an den Universitäten weiter ausgebaut werden.

Einstieg in den Beruf erleichtern

NRW-Schulministerin Dorothee Feller

Schulministerin Feller: Maßnahmen gegen Lehrermangel

"Ganz wichtig ist uns der Bereich Einstellung und Ausbildung", erklärte Feller gegenüber dem WDR. So soll etwa der Seiteneinstieg an Grundschulen erleichtert werden. Hier soll bereits nach einer berufsbegleitenden 24-monatigen Ausbildung die Staatsprüfung mit dem Erwerb der Lehramtsbefähigung möglich sein.

"Entscheidend im Sinne der Bildungsqualität ist, dass die Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger intensiver als bisher qualifiziert werden", betonte in dem Zusammenhang Sven Christoffer, Vorsitzender des Verbandes "Lehrer NRW". Andernfalls wachse aufgrund schlechter Bezahlung und fehlender Aufstiegsperspektiven "eine große Gruppe Berufsfrustrierter" heran.

Alltagshelfer als Unterstützung für Lehrkräfte

Zur Entlastung des Lehrpersonals sollen die Klassenarbeiten in der 10. Klasse laut Konzept an allen Schulen reduziert werden können - von aktuell "4 bis 5" auf dann "3 bis 5". Zudem sollen "an Schulen in herausfordernden Lagen" Alltagshelfer auf nicht zu besetzende Lehrerstellen befristet eingestellt werden können. Diese sollen laut Feller nicht im Unterricht eingesetzt werden, aber etwa dabei helfen, das Klassenzimmer für den Unterricht vorzubereiten oder die Schülerinnen und Schüler zur Ruhe zu bringen.

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Bei Anträgen auf Teilzeitbeschäftigung soll künftig "intensiv" geprüft werden, ob dienstliche Gründe einer Genehmigung entgegenstehen.

Länger an anderen Schulen aushelfen

Auch sogenannte Abordnungen von Lehrkräften an andere Schulen sollen intensiver genutzt werden. Bislang dauern diese in der Regel ein halbes Jahr. "Das ist nach unserer Erfahrung zu kurz. Gerade im Grundschulbereich ist es für Kinder wichtig, dass eine Lehrperson mindestens ein Jahr da ist", so Feller. Sie denke an bis zu zwei Jahre. "Wir müssen auch immer die Schulen im Blick haben, die unterversorgt sind und die auch einen guten Unterricht anbieten wollen", betonte die Schulministerin gegenüber dem WDR. Deshalb müssten Schulen mit einem Überhang auch Lehrkräfte abgeben.

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Für einige Lehrkräfte könnte das einen deutlich längeren Schulweg bedeuten. Schulministerin Feller will den bislang üblichen Radius von 35 Kilometern um den Wohnsitz auf etwa 50 Kilometer ausweiten.

SPD-Opposition: "Die Hütte brennt"

Der SPD gehen die Maßnahmen nicht weit genug: "Die Hütte brennt, aber die Ministerin ist mit dem Löscheimer angekommen statt mit dem Löschflugzeug", erklärte Jochen Ott und betonte: "Wir müssen da viel umfassender ran: an die Lehr- und Stundenpläne, an die Finanzierungsfragen, an die gerechte Einsatzverteilung von Lehrkräften und an die Gesundheit."

An den Schulen des Landes sind nach der jüngsten Statistik des Ministeriums rund 8.000 Lehrerstellen nicht besetzt. Die meisten Lehrerinnen und Lehrer fehlen demnach an den Grundschulen, dort sind mehr als 3.400 Stellen vakant.

Dass die geplanten Maßnahmen nicht von heute auf morgen greifen, ist der Schulministerin klar: "Lehrermangel wird eine Dauerbaustelle bleiben. Das ist ein Marathon, den wir hier leisten.", so Feller.

Über das Thema berichtet der WDR am 14.12.2022 u.a. im Westblick auf WDR 5 und in der Aktuellen Stunde im WDR Fernsehen.