Kommentar: Lützerath - Opfer grüner Realpolitik

Stand: 04.10.2022, 15:35 Uhr

Lützerath wird abgebaggert, die Kohle unter dem Dorf wird gebraucht. Dafür kommt der Kohleausstieg 2030. Für die Grünen ist es realpolitisches Geschäft, aber ein politisch teures.

Von Christoph Ullrich Christoph Ullrich

Robert Habeck und Mona Neubaur wurden nicht müde, zu betonen, dass der Kohleausstieg 2030 endgültig fix sei. Das war es dann mit den guten Nachrichten für die beiden Spitzen-Grünen. Der pragmatische und richtige Schritt, der gemacht wurde, kann für sie beide politisch teuer werden.

Nicht nur, dass Lützerath als Dorf endgültig abgebaggert wird. Das hatte eine Mehrheit der Grünen längst akzeptiert. Spätestens der Schwarz-Grüne Koalitionsvertrag in NRW machte den vagen Versprechungen ein Ende, alle Dörfer am Tagebau zu erhalten.

Lützerath wird nicht nur verschwinden - die Kohle darunter wird auch noch gebraucht

Aber dass das nicht nur aus rein technischen Gründen passiert - Stichwort "Abbruchkante" - sondern dass auch die Kohle unter dem Dorf auch noch zur Stromproduktion gebraucht wird, wird die Partei in heftige Scharmützel mit den Aktivisten vor Ort verwickeln. Auch das Weiterlaufen einiger Kohlekraftwerke wird keine Freude bereiten.

Und dann ist da noch RWE. Man hat einen Deal mit dem Konzern gemacht, der in weiten Teilen der Grünen-Basis mit Argwohn beobachtet wird. Nach dem Auftritt von Neubaur und Habeck mit RWE-Konzernchef Krebber wirkt es so, als habe RWE jetzt von den Grünen den Auftrag bekommen, so etwas wie der deutsche Energiebetrieb der Zukunft zu werden. Für den oft versprochenen dezentralen Energiemix wäre das eher kontraproduktiv.

Aber so ist das halt mit der Realpolitik: Was sinnvoll ist, nützt nicht unbedingt den Machern. Die Grünen brauchen da nur mal bei der SPD nachfragen, die in diversen GroKos ihre Prinzipien über Bord werfen musste und Wahlschlappen am laufenden Band kassiert hat.

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