Ein Professor, der Studenten gefragt haben soll, ob sie mit ihm im selben Bett schlafen wollen oder der Liegestütze eingefordert haben soll, was auf die Studierenden wie eine Strafmaßnahme wirkte; eine Professorin, die Doktoranden unangemessen berührt oder psychischen Druck ausgeübt haben soll: Das sind Beispiele aus Gelsenkirchen und Münster, die in den vergangenen Monaten durch die Medien gingen, und die unter dem Vorwurf des Machtmissbrauchs fallen.
Die betroffenen Studierenden und Beschäftigten äußern sich meist anonym, aus Scham oder aus Angst vor den Konsequenzen. Die Fälle sind wahrscheinlich keine Einzelfälle. Immer wieder wird von Schikanen im Hochschulkontext berichtet. Doch was tun die Hochschulen dagegen? Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft hat Hochschulen aus Nordrhein-Westfalen angefragt und deren Maßnahmen zur Vermeidung von Machtmissbrauch gesammelt.
Erste Anlaufstelle ist oft Gleichstellungsbeauftragte
Aus der Abfrage geht hervor, dass 36 von 37 Hochschulen, die sich zurückgemeldet haben, Anlaufstellen für Studierende aufzählen. Wer sich belästigt oder sexualisierter Gewalt ausgesetzt fühlt, kann sich beispielsweise an Gleichstellungsbeauftragte wenden. Die Einrichtung einer solchen Stelle ist vorgeschrieben. Darüber hinaus haben Studierende oftmals die Möglichkeit, sich an den AStA zu wenden oder an andere Vertrauenspersonen.
Viele Hochschulen zählen außerdem Workshops und Kampagnen auf. Eine taucht in dem Bericht auf, die sich eine verpflichtende Maßnahme vorgenommen hat. Für hauptberufliche Lehrpersonen der Kunstakademie Münster soll es verpflichtend sein, an einem Workshop zu Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt teilzunehmen.
Die Lehrpersonen sollen so dafür sensibilisiert werden, wie sich Machtmissbrauch ausdrücken kann und wie Situationen, die das Potenzial für diesen bieten, vermieden werden können, erklärt Prof. Irene Hohenbüchler, Gleichstellungsbeauftragte an der Kunstakademie.
Beratung und Begleitservice an der Hochschule
Anlaufstellen für Betroffene gibt es an vielen Hochschulen, manche bieten dazu noch Beratung durch externe Psychologen oder Ombudsstellen an. Unter Kampagnen und Präventionsmaßnahmen laufen in dem Bericht der Landesregierung auch solche auf, die offenbar sexualisierte Gewalt auf dem Campus eingrenzen sollen. So biete die Hochschule für Gesundheit Videoüberwachung in der Tiefgarage und die Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe einen abendlichen Begleitservice zum Auto.
Machtmissbrauch scheint hingegen ein Problem zu sein, dessen Wurzel schwieriger zu packen ist. Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU) hatte im Interview mit der WDR-Sendung Westpol angeregt, die Betreuung und Beurteilung im Promotionsprozess zu trennen, um Machtmissbrauch vorzubeugen.
Im Wissenschaftsausschuss sagte sie am Montag, dass sie u.a. dieses Thema bei den Landeswissenschaftskonferenzen besprochen habe. Es solle ein Eckpunktepapier mit möglichen weiteren Schritten entstehen, das Bestandteil einer Hochschulgesetzesnovelle werden könnte.