NRW-Minister drängt auf mehr Gas aus Belgien statt aus Norddeutschland

Stand: 16.12.2022, 15:55 Uhr

Deutschland schaue bei der Sicherung der Energieversorgung zu sehr Richtung Norddeutschland, kritisiert der NRW-Europaminister. Er fordert eine "Westorientierung in der deutschen Energiepolitik".

Von Rainer StriewskiRainer Striewski

Welche neuen Wege kann Deutschland gehen, um sich unabhängig vom russischen Gas zu machen? Während sich die Blicke derzeit auf Wilhelmshaven richten, wo dieser Tage das erste LNG-Terminal für Flüssiggas in Betrieb geht, hat sich NRW-Europaminister Nathanael Liminski (CDU) für eine stärkere Westorientierung in der deutschen Energiepolitik ausgesprochen.

"Bei der Sicherung der Energieversorgung konzentriert sich die Bundesregierung zu einseitig in Richtung Norddeutschland und vernachlässigt dabei die großen Potenziale, die sich über unsere Nachbarn im Westen bieten", kritisiert Liminski. Er setze sich deshalb zusammen mit Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) "aktiv für eine Westorientierung in der deutschen Energiepolitik" ein.

Ausbau der Zeelink-Pipeline

Deutschland müsse bei seiner strategischen Ausrichtung die gesamte Nordseeküste einschließlich Belgien und der Niederlande mit einbeziehen, betonte der Europaminister. Dabei hat er besonders die Zeelink-Pipeline im Blick, die das belgische Flüssiggas-Terminal in Zeebrügge mit dem Westmünsterland verbindet.

Die Zeelink-Gaspipeline

Verlauf der Zeelink-Pipeline

Die Landesregierung hatte bereits angekündigt, über diese Pipeline mehr Gas aus Belgien importieren zu wollen. Dafür ist aber ein Ausbau der Verbindung nötig. Normalerweise können über die Zeelink-Pipeline 22 Millionen Kubikmeter Gas nach NRW transportiert werden. Derzeit werden allerdings über 30 Millionen Kubikmeter geliefert. Da so eine erhöhte Liefermenge nur kurzfristig möglich, müsste die Pipeline auf belgischer Seite um 48 Kilometer ausgebaut werden. So soll die Kapazität dann dauerhaft auf 34 Millionen Kubikmeter pro Jahr erhöht werden.

"Die ausgebaute Pipeline könnte zukünftig für den Import von Wasserstoff genutzt werden und somit einen wichtigen Baustein hin zur klimaneutralen Industrieregion Nordrhein-Westfalen darstellen", erklärte Europa-Minister Liminski.

Druck aus NRW auf Bundesregierung

Von der Bundesregierung fordert Liminski deshalb eine Anpassung des Netzentwicklungsplans im kommenden Jahr. "Mit Blick auf die Dringlichkeit haben wir die Bundesregierung aufgefordert, als Sofortmaßnahme eine Erhöhung der langfristigen Basiskapazitäten durch die Bundesnetzagentur zu veranlassen und so kurzfristig entsprechende Ausschreibungen zu ermöglichen."

Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hat sich für einen Ausbau der Kapazitäten im benachbarten Belgien ausgesprochen. Denn die an der deutschen Nordseeküste geplanten Terminals seien von Rheinland-Pfalz relativ weit entfernt. "Deswegen ist die Anbindung an den Hafen Zeebrügge-Antwerpen für uns sehr wichtig", betonte Dreyer.

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