Reul steigt in seinen Dienstwagen

Dienstwagen der Landesregierung produzieren sehr viel CO2

Stand: 08.07.2024, 18:21 Uhr

Wie klimaschädlich sind die Dienstwagen unserer Politiker? Das fragt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) jedes Jahr. Die Autoflotte der Landesregierung hat Fortschritte gemacht: vom letzten auf den vorletzten Platz.

Von Franka Hennes

Letztes Jahr hatten die Dienstwagen der nordrhein-westfälische Landesregierung unter allen Bundesländern den höchsten realen CO2-Ausstoß. Dieses Jahr hat sie sich etwas verbessert und belegt im Dienstwagen-Ranking nur noch den vorletzten Platz.

Waren 2023 noch alle Ministerinnen und Minister Mitglieder mit einem Verbrennungsmotor auf Achse, so haben die Grünen Oliver Krischer und Mona Neubauer nun auf Elektro-Autos gewechselt. Ihre Dienstwagen halten nun den EU-Flottengrenzwert von 95 Gramm ausgestoßenem CO2 pro gefahrenem Kilometer ein und erhalten im Dienstwagen-Check der DUH eine grüne Karte. Diese bekommen alle Dienstwagen, die den EU-Grenzwert einhalten.

Wüst und Reul mit höchstem CO2-Ausstoß

Die Klimabilanz der Dienstlimousinen von Ministerpräsident Hendrik Wüst und Innenminister Herbert Reul ist besonders schlecht. Sie belegen mit einem CO2-Ausstoß von jeweils 380 Gramm pro Kilometer den letzten Platz des Dienstwagen-Rankings. Beide fahren einen Audio A8 L mit der Ausstattung "sondergeschützt", das heißt, ihre Dienstwagen sind gepanzert. Durch die Schutzausstattung wird das Auto sehr schwer und hat somit einen höheren CO2-Ausstoß.

Ein sondergeschütztes Auto mit deutlich besserer Klimabilanz nutzt der saarländische Finanzminister Jakob von Weizsäcker. Sein BMWi7, ein Elektroauto, hat einen realen CO2-Ausstoß von 84 Gramm pro Kilometer. Den EU-Flottengrenzwert hält er somit ein.

In Nordrhein-Westfalen wäre das laut einer Sprecherin der Staatskanzlei nicht möglich. Sie teilte am Montag auf Anfrage mit, dass sowohl Hendrik Wüst als auch Herbert Reul einer besonderen Sicherheitsstufe unterliegen und der Autohersteller für diese Schutzklasse einen Benzin Antrieb vorschreibe.

Wie umweltfreundlich sind Politiker-Dienstwagen?

WDR 5 Westblick - aktuell 08.07.2024 02:03 Min. Verfügbar bis 08.07.2025 WDR 5


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Wir haben bei zwei Herstellern von gepanzerten PKWs angefragt, ob sie Auskunft über klimafreundliche Antriebe für Fahrzeugen mit unterschiedlichen Schutzstufen geben können. Unsere Anfrage blieb aber unbeantwortet.

Die klimafreundlichsten Regierungen

Am klimafreundlichsten sind die Landesregierungen aus Hamburg und Baden-Württemberg unterwegs. Ihre Regierungschefs Peter Tschentscher (SPD) und Winfried Kretschmann (Grüne) fahren beide ein (ungepanzertes) E-Auto von Mercedes-Benz und liegen mit ihrem CO2-Ausstoß unter dem EU-Grenzwert. Dennoch hält der Durchschnitt des CO2-Gesamtausstoßes dieser Regierungen nicht den EU-Grenzwert ein.

Im Dienstwagen-Check der DUH erhalten zudem nicht alle E-Autos eine grüne Karte. Ihr CO2-Ausstoß wurde über den deutschen Strommix ermittelt und die Menge an CO2, die bei der Stromerzeugung ausgestoßen wird, fließt in die Klimabilanz des jeweiligen Fahrzeugs ein. Wenn ein E-Auto ineffizient oder besonders groß ist und daher viel Strom verbraucht, halte es laut DUH den EU-Flottengrenzwert nicht ein.

Kritik an Plug-In-Hybriden

Besonders viele Politikerinnen und Politiker in Deutschland fahren sogenannte Plug-In-Hybride. Das sind Autos, die sowohl durch einen Verbrennungsmotor als auch elektrisch betrieben werden können. Barbara Metz, die Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe betonte in einer Pressekonferenz am Montag, dass Plug-In-Hybride besonders klimaschädlich seien, da die beiden eingebauten Motoren zu einem höheren Gewicht des Fahrzeuges und damit zu einem höheren CO2-Ausstoß führen.

Laut dem International Council on Clean Transportation (ICCT) werden Plug-In-Hybride überwiegend im Verbrennungsmodus gefahren. Davon geht auch die DUH in ihrer Befragung aus. Ob und wie viele Strecken von Politikerinnen und Politikern im Elektromodus zurückgelegt haben, wurde nicht abgefragt.

DUH fordert E-Autos oder gar keine Dienstwagen

Für die Zukunft wünscht sich Barbara Metz von der Deutschen Umwelthilfe ein Umdenken der Politikerinnen und Politiker in Hinblick auf ihre Dienstwagen. "Wir fordern alle Spitzenpolitikerinnen und Spitzenpolitiker auf, jetzt mit gutem Beispiel voranzugehen und – wenn ein Dienstwagen unverzichtbar ist – auf emissionsarme Fahrzeuge zu setzen."

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