Corona-Schließungen: Ministerin lehnt "Extrawürste" für Kulturszene ab

Stand: 06.11.2020, 17:29 Uhr

Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen hat an die Kulturbranche in NRW appelliert, die Corona-Einschränkungen mitzutragen. Die Kultur dürfe "keine Extrawurst" braten.

Von Rainer Striewski

"Kontaktreduzierung ist momentan das einzige, was uns retten kann", erklärte NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) am Freitag im Kulturausschuss des Landtags.

Deshalb sei auch die Entscheidung, die Musikschulen im Land wieder zu öffnen, unter den Experten ihres Hauses durchaus kontrovers diskutiert worden. "Denn das bedeutet 300.000 zusätzliche Kontakte", so die Ministerin. Dabei wäre es doch Ziel der aktuellen Maßnahmen gewesen, die Zahl der Kontakte zu reduzieren. Man habe die Entscheidung aber mit Blick auf einheitliche Regelungen in ganz Deutschland korrigiert.

Appell an Kulturschaffende

Die Kultur müsse aufpassen, "dass sie nicht immer eine Extrawurst brät", mahnte die Ministerin. Die Szene dürfe sich "nicht zu sehr aus dem gesellschaftlichen Konsens herausbewegen". Damit reagierte sie auf Kritik aus der Kulturszene, nachdem Theater und Museen trotz strenger Hygiene-Konzepte ebenso schließen mussten wie etwa die Gastronomie oder Freizeiteinrichtungen.

Von einem schnellen Ende der Hilfsmaßnahmen für Kulturschaffende geht Pfeiffer-Poensgen nicht aus. Dabei verwies sie auf die vom Bund beschlossenen zusätzlichen Überbrückungshilfen oder auch den Kulturstärkungsfonds des Landes. Auch im nächsten Jahr werde weiter Geld benötigt. "Aber das eigentliche Drama ist ja, dass Künstler nicht mehr auftreten können."

Künstler und Solo-Selbständige besonders betroffen

Besonders für darstellende Künstler und Solo-Selbständige stellen die Corona-Maßnahmen eine große finanzielle Belastung dar. Ihnen sind etwa durch das Absagen von Veranstaltungen in den vergangenen Monaten bis zu 100 Prozent ihres Einkommens weggebrochen. Gelder aus dem Soforthilfe-Programm von Bund und Ländern helfen hier jedoch oft nicht, denn sie dürfen in der Regel nur für Betriebskosten ausgegeben werden, nicht etwa für den Lebensunterhalt.

In der nächsten Landtagssitzung wollen deshalb die Fraktionen von CDU und FDP die Landesregierung auffordern, sich beim Bund für die Einführung eines "fiktiven Unternehmerlohns" von monatlich mindestens 1.000 Euro einzusetzen.