Rückgang der Blutspenden wegen Corona

Stand: 19.11.2020, 12:30 Uhr

Weniger Termine, weniger Spender, viele Menschen im Home-Office - all das führt zu rückläufigen Blutspenden. Für eine sichere Versorgung in NRW müsste die Zahl höher sein.

Von Sabine Tenta

Blutspenden sind ein zentraler Baustein der Gesundheitsversorgung: Unfallopfer brauchen sie, Krebspatienten benötigen sie teilweise regelmäßig und auch Covid-19-Patienten, die beamtet werden, brauchen für die Sauerstoffversorgung mitunter Blutspenden.

Aber gerade jetzt in der Zeit Pandemie gehen die Blutspenden zurück. Darauf haben NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), Thomas Zeiler vom DRK-Blutspendedienst und Birgit Gathof von der Transfusionsmedizin der Uni-Klinik Köln am Donnerstag hingewiesen.

Die Gründe für rückgängige Blutspenden

Klassische Blutspende-Termine in großen Firmen, Verwaltungen und Universitäten würden aktuell ausfallen oder seien schlechter besucht, weil viele Menschen im Home-Office arbeiten, berichtet Thomas Zeiler vom Deutschen Roten Kreuz.

Hinzu komme, dass viele Räume wegfallen, weil nicht genügend Platz sei, um die Liegen in entsprechendem Abstand aufzustellen. Normalerweise biete das DRK 9.000 Blutspende-Termine im Jahr an. In diesem Jahr seien es aber nur die Hälfte.

Spender müssen Geduld haben

Ein weiteres Problem: Viele regelmäßige Blutspender verzichten laut Zeiler wegen der Kontaktbeschränkungen aktuell. Das sei aber nicht nötig, da vor Ort die Hygiene gewährleistet sei, versichert er.

Um Wartezeiten zu vermeiden, sei man zur Online-Terminvergabe übergegangen. Aber dennoch bittet er die Spender um Geduld.

Der Bedarf in NRW

"Wenn etwa sechs Prozent der Bevölkerung Blut spenden, dann sind wir gut dran", sagte Laumann. Doch aktuell seien es nur vier Prozent. Täglich würden etwa 3.000 Blutspenden in NRW gebraucht, um eine sichere Versorgung zu gewährleisten. Wenn es knapp werden sollte an einem Standort, dann sind die Krankenhäuser untereinander so gut vernetzt, dass sie sich gegenseitig aushelfen, erklärt Birgit Gathof von der Uni-Klinik Köln.

Um mittel- und längerfristig wieder genügend Blutspender uns spenderinnen zu haben, werden das Gesundheitsministerium und das Deutsche Rote Kreuz eine Kampagne starten.

"Blutspenden ist gesund"

Und schließlich wirbt die Medizinerin Gathof noch aus ärztlicher Sicht für die Blutspende: Sie sei gesund, wirke günstig auf viele Aspekte des Stoffwechsels und könne auch bei einer Neigung zum Bluthochdruck hilfreich sein.

"Es ist wie eine kleine Fastenkur, sagen manche Blutspender", so Gathof, ja sogar von "Wellness" sei die Rede. 95 Prozent der Menschen würden das Spenden gut vertragen, nur wenige hätten Kreislauf-Probleme.

Schwule Blutspender

Nicht nur für schwule und transgeschlechtliche Menschen ist es seit Jahren ein Ärgernis und nicht nachvollziehbar, dass sie wegen ihrer sexuellen Orientierung nur bedingt zur Blutspende zugelassen sind. Auch NRW-Gesundheitsminister Laumann kann dies nicht verstehen und hat eine entsprechende Gesetzesänderung angeregt.

Doch der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, habe ihm geschrieben, er möchte das nicht ändern, sagte Laumann. Das Thema wird also weiter auf der politischen Agenda bleiben.

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